n den letzten Wochen und Monaten scheint bei jedem Gespräch und Kontakt mit anderen nur ein Thema vorherrschend – Corona. Es wird viel diskutiert über politische Entscheidungen, Ungerechtigkeiten und Fehlverhalten.
Die Verunsicherung ist groß, die Ängste sind es auch und die damit verbundenen Sorgen, denn der Alltag hat sich für nahezu alle Menschen grundlegend geändert. Das Virus spaltet die Lager bei Gästen und Mitarbeitern – die Bandbreite reicht von Tollkühnheit über Verleugnung bis hin zu überhöhtem Sicherheitsbedürfnis. Die einen weigern sich Masken zu tragen, während andere aus Angst um ihre Gesundheit lieber gar nicht zur Arbeitsstätte kommen möchten. Doch was bedeutet die Entwicklung für das Gastgewerbe sowie die zugehörigen Unternehmen und wie könnte der Weg aus der Krise aussehen?
Problemlösungskompetenz gehörte schon immer zu den wesentlichen Stärken erfolgreicher Unternehmer und Führungskräfte. In der Regel verließ man sich auf die Erfahrung – die Zukunft gestaltete sich aus der Vergangenheit. Für viele ist nun zum ersten Mal eine neue Lösungsbegabung gefragt, denn derzeit sehen wir uns mit Fragen konfrontiert, auf die es gar keine klare Lösung geben kann. Schließlich mussten wir uns noch nie mit einer derartigen Situation auseinandersetzen. In Krisen wie diesen neigen nachweislich circa 80 Prozent der Menschen dazu zu bremsen, zu stoppen – abzuwarten. Eine gute Gelegenheit aus der Angst zu treten, nicht stehen zu bleiben und die Weichen für die Zukunft zu stellen. Denn wer sich jetzt weiterbewegt, sogar überlegt und mutig einen Schritt vorangeht, kann der Konkurrenz fortan zwei Schritte voraus sein. Wer hilfreich Antworten finden will, muss sich zuerst den „richtigen“ Fragen widmen: Wie rüsten wir uns jetzt für die Zukunft und finden einen Weg aus der Krise?
VERSCHAFFEN SIE SICH EINEN ÜBERBLICK ÜBER DIE AKTUELLE SITUATION
Welche Projekte wollten Sie schon lange anpacken, und es fehlte in der Vergangenheit an Zeit oder Ressource? Hinterfragen Sie Strukturen und Arbeitsabläufe – lassen Sie zumindest gedanklich keinen Stein auf dem anderen. Beispiele hierfür könnten Kalkulationen, die Einkaufsoptimierung, eine Überarbeitung der Webseite, die Fertigung neuen Bildmaterials, der Social Media-Bereich, organisatorische Änderungen oder die Optimierung von Abläufen sein. Packen Sie es an – damit signalisieren Sie auch Ihren Mitarbeitern Zukunftsorientierung, Optimismus und Zusammenhalt. Sollten Sie in der Vergangenheit an der Offenheit Ihrer Mitarbeiter für Veränderungsprozesse gescheitert sein, ist aktuell ein guter Zeitpunkt für Neugestaltungen, denn alle sind geübt im Modifizieren. Nutzen Sie zudem alle Möglichkeiten staatlicher Unterstützung, um die wirtschaftliche Lage des Unternehmens zu verbessern (zum Beispiel Kurzarbeit oder Überbrückungshilfen).
DER BLICK IN DIE ZUKUNFT – DIE WEICHEN STELLEN
Denken Sie zukunftsorientiert: wie könnte der neue Alltag aussehen, welche neuen Konzepte könnten für Ihren Betrieb, Ihre Gäste, Ihr Umfeld interessant sein? Einige Betriebe kämpfen hart damit, dass ihr Kerngeschäft in Zeiten der Kontaktbeschränkungen teilweise oder sogar komplett ausfällt. Die entscheidende Frage dabei ist: Was könnten Sie stattdessen tun? Welche Ideen setzen Branchenkollegen in ähnlicher Lage erfolgreich um und wie können Sie zukünftig Ihre Zielgruppe breiter aufstellen? Skizzieren Sie die mögliche Zukunft für Ihren Betrieb und dessen Ausrichtung und besinnen Sie sich dabei auf Ihr Können. Viele bayerische Regionen haben seit Frühling von „neuen Gästegruppen“ berichtet, die das Land für sich neu entdeckt haben, da Reisen ins Ausland nicht möglich oder gewünscht waren. Jetzt ist eine gute Gelegenheit, um neue Kunden zu gewinnen, in Kontakt zu bleiben und die Begeisterung für Reisen und Ausflüge in Bayern weiter zu schüren.
ZUKUNFTSORIENTIERUNG: WOHIN „GEHT DIE REISE“
Die Planbarkeit der Zukunft ist heutzutage geringer denn je. Dennoch steht fest, was wir auch in Zukunft benötigen: Spricht man mit Branchen profis, Zukunftsforschern und studiert Meinungsumfragen, zeichnen sich diesbezüglich klare Tendenzen ab. Doch welche Megatrends werden bleiben und durch die aktuellen Entwicklungen vielleicht noch verschärft?
1. ÄNGSTE UND ERHÖHTES SICHERHEITSBEDÜRFNIS
Viele Gäste scheuen sich auszugehen beziehungsweise haben ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis. Halten Sie sich an die Hygienekonzepte, schaffen Sie Vertrauen mit Qualitätssiegeln, Zertifizierungen (zum Beispiel dem Wohlfühl-Siegel des DEHOGA Bayern) oder bieten Sie nach Möglichkeit die Option, weiterhin an der frischen Luft zu konsumieren (Heizpilze, überdachte Terrassen, Decken und so fort). Kommunizieren Sie mit Ihren Gästen aktiv vor der Anreise und schildern Sie den geplanten Ablauf (Parken, Check-in, Frühstück und so weiter) – das schafft Vertrauen und steigert die Vorfreunde auf den Aufenthalt in Ihrem Betrieb.
2. ERLEBNISSE UND OPTIMISMUS – URLAUB VON ALLTAG UND SORGEN
Investieren Sie Zeit in den Austausch mit Ihren Mitarbeitern, deren Anliegen und Sichtweisen. Verbreiten Sie dabei Zuversicht und Optimismus, denn genau diese Atmosphäre erwarten sich die Gäste, wenn sie wieder ausgehen und verreisen. Die Kunden haben das Bedürfnis für Stunden oder Tage in andere Welten, in ein anders Leben einzutauchen – dabei beispielsweise neue Speisen zu probieren, in anderer Umgebung zu übernachten und bei vorher noch „fremden Menschen“ zu Gast zu sein und dabei herzlich bewirtet zu werden. Suchen Sie gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern nach möglichen unerwarteten Erlebnissen für Ihre Gäste – anders als vor Monaten sind die meisten nicht bereits von zahlreichen Eindrücken überstrapaziert, sondern sehnen sich nach neuen Impressionen. Unerwartete Erlebnisse führen automatisch zu Mundpropaganda, die für Ihren Betrieb zukünftig erfolgsbringend sind.
3. RESONANZ – NACH DER DISTANZ MEHR NÄHE
Nach Kontaktbeschränkungen, digitalen Einflüssen und Erlebnissen sowie Home-Office steigt die Sehnsucht der Menschen nach Nähe und Resonanz im Allgemeinen. Der große Vorteil unserer Branche – das ist unsere Spezialität, unsere Leidenschaft – quasi in der Berufs-DNA verankert. Gäste freuen sich, wenn man sie anruft und fragt, wie es ihnen geht. Bei Restaurantbesuchen wird Wert auf persönliche Begrüßung, Augenkontakt und Achtsamkeit gelegt. Regen Sie bei Ihren Mitarbeitern an, von Routine und Floskeln abzusehen, sich Zeit für Persönliches zu nehmen. Viele Lokale mussten auf Grund der Abstandsregeln Sitzplätze reduzieren, was für die Wirtschaftlichkeit eine Herausforderung darstellen kann. Gleichzeitig ist das Bewusstsein der Menschen gestiegen, es wird mehr Wert auf Begegnungen und Genuss gelegt. Das soll und muss sich auch in der Preiskalkulation bemerkbar machen. Setzen Sie selbstbewusst einen angemessenen Preis für Ihr Produkt, Ihre Dienstleistung durch und setzen Sie dabei auf Qualität.
4. ACHTSAMKEIT UND NACHHALTIGKEIT
Corona hat auch die Achtsamkeit auf die eigene Gesundheit, das Wohlbefinden über quasi alle Altersgruppen in den Fokus gerückt. Erlebnisse in der Natur werden wieder großgeschrieben, Ruhe, „das bei sich selbst Ankommen“ macht erweiterte Angebote im Bereich Gesundheit und Wellness interessant. Der Mega-Trend Regionalität verbindet sich damit und bietet neue Möglichkeiten für Kommunikation und Vermarktung.