s gibt zwei Arten von Stress: den guten, kurzzeitigen und den schlechten, der über einen langen Zeitraum belastet und der sich nicht so einfach aus der Welt schaffen lässt. Der gute Stress ist motivierend, aktiviert das Immunsystem und lässt uns wach und aufmerksam sein. Schlechter Stress hingegen überfordert und ängstigt Menschen. Er führt zu einer erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten und kann verschiedene Auswirkungen auf Körper und Seele haben.
DAUERFEUER FÜR KÖRPER UND SEELE
Bei einer chronischen Stressbelastung – dem chronischen Erschöpfungssyndrom – befindet sich der Körper in einer Art Dauerfeuer. Dadurch geraten die natürlichen Reaktionen auf Stress aus dem Gleichgewicht. Als Schutzmechanismus verhält sich der Körper so, als wäre er krank und sendet entsprechende Botenstoffe ans Gehirn. Chronischer Stress kann sich in körperlicher Erschöpfung zeigen, also dauernder Müdigkeit, Schlafstörungen, einem geschwächten Immunsystem oder Magen-Darm-Beschwerden. Auch geistig-mentale Erschöpfung kann ein Zeichen sein: Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen, der Verlust von Kreativität sowie eine negative Einstellung sich selbst gegenüber gehören hier zu den Symptomen. Emotionale Erschöpfung hingegen zeigt sich in dem Gefühl, dass alles zu viel wird, Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit und innerer Leere, aber auch in Reizbarkeit. Auch die soziale Erschöpfung kann hinter chronischem Stress stecken: der Rückzug von Verwandten, Freunden und Kollegen, Verständnislosigkeit anderen gegenüber und die nicht mehr vorhandene Fähigkeit, anderen zuzuhören sind Symptome hierfür.
VERARBEITUNG HÖCHST INDIVIDUELL
Wie unterschiedliche Menschen auf permanenten Stress reagieren, hängt davon ab, wie resilient sie sind. Die aktuelle Situation setzt vielen zu, sie befinden sich in andauernder Alarmstimmung. In normalen Zeiten können Beziehungsprobleme Auslöser für chronischen Stress sein, Situationen, die man nicht schnell lösen kann. Auch andere Belastungen in der Familie, etwa wenn ein naher Verwandter schwer krank ist oder gepflegt werden muss, sorgen für chronische Erschöpfung. Schwierige Situationen im Job belasten die Menschen oft ebenfalls stark – auch das kann in chronischen Stress umschlagen. Abhängig von der individuellen Resilienz, der psychischen Widerstandskraft, wird schließlich aus einer andauernden Belastung Dauerstress.
LEHRE VON PFARRER KNEIPP AKTUELLER DENN JE
In der Zeit nach Pfarrer Sebastian Kneipp wurde seine Lehre auf fünf Säulen gestellt: die Hydrotherapie, die Ernährung, die Bewegung, die innere Ordnung und die Nutzung von Heilkräutern. Sie zusammen bringen Körper, Geist und Seele in Balance. Das könnte man „Wellness für Fortgeschrittene“ nennen: Wellness bedeutet dabei einfach die Zuführung von Energie und kann bei sehr erschöpften Menschen zunächst sinnvoll sein. Nachhaltig wirksam dagegen ist erst die Reiz-Reaktions-Therapie – das kalte Wasser etwa.
Ja, das kalte Wasser. Das ist wohl für die meisten Menschen das Kneipp-Bild schlechthin. Doch wie wirkt es eigentlich genau? Auf die Temperaturdifferenz des flächig aufgebrachten Wasserreizes reagiert unser Körper auf vielfältige Weise: die Steigerung der Durchblutung allein hat schon Folgewirkungen, wie die Anregung des Stoffwechsels und die Senkung des Blutdrucks, vor allem des systolischen Werts. Zudem werden Prozesse auf zellulärer und humoraler Ebene in Gang gesetzt. Botenstoffe des Immunsystems wie Interleukine werden freigesetzt und führen zur Stärkung des Immunsystems.
SPORTLICHE BEWEGUNG ZUR STRESSBEWÄLTIGUNG
Die Effekte der Steigerung von Resilienz, der Stabilisierung der Psyche sowie der Reduktion von Schmerzen ist über die beschriebenen Effekte hinaus auf das zurückzuführen, was wir als „Roborierung“ oder Pfarrer Kneipp früher als „Abhärtung“ bezeichnet hat. Diese geschieht nicht nur durch die Warm-Kalt-Reize der Hydrotherapie, sondern aus der Bewegungsforschung wissen wir, dass auch sportliche Betätigung ein „Reiz“ darstellt, auf den unser Körper spezifisch reagiert. Auch hier findet die wichtigste Reaktionsphase nach dem Reiz statt. Die Erholungsphase ist sportphysiologisch eine wichtige Phase, da der Körper dabei die Bewegungsreize verarbeitet. Durch den Stressreiz „Bewegung“ wird das Immunsystem auf Hochtouren gebracht, das heißt trainiert. Genauso sollten wir uns die Gelegenheit des „thermischen“ Trainings nicht entgehen lassen, es kostet uns nur wenige Minuten nach der Dusche zu Hause.
WEITERE INFORMATIONEN UND ANGEBOTE ZUR STRESSBEWÄLTIGUNG
Wer die ganzheitliche Lehre, die übrigens auch ideal dafür sorgt, dass man gar nicht erst in den Erschöpfungszustand kommt, ausprobieren möchte, findet unter www. gesundes-bayern.de passende Angebote. Weitere Informationen zum Thema sind auch im Internet unter www.erlebe.bayern/insider/cordula-von-der-ropp-kneipp zu finden.