ie Klimaanlagen in Hotels werden standardgemäß dem männlichen Wärmeempfinden angepasst. Für Frauen ist die Wahrscheinlichkeit, bei einem Unfall schwer verletzt zu werden, fast um die Hälfte höher als für Männer – nur weil die Dummys bei Crashtests bis heute fast ausschließlich die Maße und Konstitution eines durchschnittlichen Mannes haben. Man spricht von der „Putzfee“ und hat gleichzeitig ein weibliches Wesen vor Augen. Warum aber ist das alles so? dazugewinnen.
Gerade während des Lockdowns haben viele Beschäftigten ihre Aufgabenbereiche erweitert oder in einen anderen hineingeschnuppert. In der Hotellerie wurde gemeinsam geputzt und das Haus handwerklich wieder auf Vordermann gebracht. Oder auf Vorderfrau? Die Sprache bietet in Sachen Gleichberechtigung noch allerlei Fallstricke und ohne übergenau sein zu wollen, über die Sprache werden Denkstrukturen verändert und damit Entwicklungen auch auf den Weg gebracht. Selbstverständlich muss dem Gast oder wie neuerdings der Gästin nun das Ei nicht mit der Salzstreuerin serviert werden. Denkanstöße im richtigen Maß sind aber dennoch förderlich und eine Gesellschaft könnte davon in ihrer Gesamtheit profitieren, wie auch zahlreiche Studien belegen.
Der Weg der gedanklichen Brücke öffnet neue Türen. Denn es ist ja so: Viele (nicht alle!) denken auch heute noch, dass Frauen besser dekorieren können, wohingegen sich Männer besser beim Bierzapfen machen. Aber warum ist das so? Personen, die zu derartigen Behauptungen neigen, sind sich in einer Sache sicher: Frauen und Männer sind komplett verschieden. Die Ursache darin sehen viele in unseren Genen und den Strukturen in unserem Gehirn. Tatsächlich ist die Forschungslage aber nicht so eindeutig, wie von vielen vermutet wird. Einige wenige Unterschiede lassen sich mithilfe der Forschung auf die Biologie zurückführen, aber nicht alle. 90 Prozent der Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen entwickeln sich in den ersten Lebensjahren. Als Vorbilder hat das direkte Umfeld, also vor allem die Eltern und Familie, einen enormen Einfluss. Über sie werden bestimmte Verhaltens- und Denkmuster von klein auf erlernt und gespeichert. Die Umwelt nimmt somit bei der Entwicklung einen großen Stellenwert ein. Wenn wir nun aber Mädchen von klein auf beibringen, mit rosa Puppen zu spielen, Jungs, dass sie nicht weinen dürfen, dass der Papa alles reparieren kann und die Mama den Haushalt schmeißt, prägt sich dieses Rollenbild früh ein. Genauso könnte Kindern aber auch das Gegenteil vermittelt werden. Auch unbewusste Vorurteile können das Verhalten und die Motivation lenken. Ob sich diese nun in der Werbung, in der Familie oder im Internet widerspiegeln – beeinflusst werden wir überall. Der feste Glaube an die fundamentale Unterscheidung zwischen den Geschlechtern, lässt feste Denkmuster erst entstehen.
Doch Geschlechterrollen in unserer Gesellschaft wandeln sich, die Erfahrungen und Lernmuster verändern sich und die Unterschiede werden zunehmend kleiner. Sind Frauen dann vielleicht doch nur Männer? Im Wesentlichen gilt es alte, überholte Denkmuster zu überwinden, den Horizont zu erweitern, auf Sprache und Taten zu achten – denn sie prägen uns und unser Umfeld – und sich vermehrt bewusst zu machen: Auch Frauen können einen Wasserhahn reparieren und auch Männer besitzen funktionierende Tränendrüsen und haben einen Blick für das Schöne. Tatsächlich würden nach sozialwissenschaftlichen Untersuchungen alle Menschen von einer Welt mit mehr Gendergerechtigkeit in der Gesellschaft profitieren und der Wandel beginnt oftmals bereits im Kleinen, liebe Lesende.