ie kann ich politischen Gruppierungen formvollendet mitteilen, dass ich mein Haus nicht für ihre Veranstaltung zur Verfügung stellen möchte?
Mit wachsenden Umfragewerten brauchen Parteien mehr und größere Veranstaltungsräume. Auch die, die sich selbst als Retter der Meinungsvielfalt sehen, aber von anderen als ernsthafte Bedrohung eben dieser Vielfalt angesehen werden. Da Letztere Erstere nicht als Gäste haben möchten, werden Buchungen vermehrt über neutrale Namen vorgenommen. Mit dem Ergebnis, dass sich schon so mancher Hausherr nicht mehr als Herr im eigenen Haus empfand, weil ungebetene Gäste mit gültigem Vertrag Einlass gewährten.
Zu diesen ungebetenen kommen die gebetenen Gäste, die sich aufgrund Ersterer verwundert die Augen reiben oder verärgert die Fäuste ballen. Keine leichte Aufgabe für die Damen und Herren des Hauses, sowohl im Management als auch im Service.
Ich bin Knigge, kein Jurist. Empfehle Ihnen aber zunächst eine juristische Expertise,um zu erklären, wie weit Ihr Hausrecht reicht und wann Sie drohen, den rechtlichen Rahmen zu verlassen. Mit Wissen geht man selbstsicherer in das nächste Telefonat. Im Gespräch mit den Ungebetenen empfehle ich – so wie sie sich am Telefon mit ihrem Parteibuch zu erkennen geben – ebenso offene wie gelassene Worte. Dafür brauchen Sie in erster Linie gute Argumente.
Ein souveränes Gespräch entsteht ganz von selbst, wenn wir wissen, warum wir für das stehen, wofür wir stehen. Eine echte Überzeugung braucht weder Lautstärke noch Empörung. Wer überzeugt, der ruht in sich und seinen Argumenten.
Wie sagte bereits Adolph Freiherr Knigge: „Du hast bei der besten Sache schon halb verloren, wenn Du nicht kaltblütig bleibst und wirst wenigstens auf diese Art nie überzeugen.“ Merkt der andere, dass wir wissen, worüber wir juristisch und politisch sprechen, dann ist das Gespräch schnell formvollendet beendet.
Hat jedoch der Strohmann gute Arbeit geleistet und die Räumlichkeit erfolgreich beim arglosen Gastgeber angemietet, dann hat der seine Mühen, mit den Ungebetenen wie mit den Gebetenen. Für die Ungebetenen empfehle ich professionelle Contenance und ein wachsames Holzauge für antidemokratische Umtriebe. Für die gebetenen Gäste empfehle ich das persönliche Gespräch, um zu erklären, wie es dem Ungebetenen gelingen konnte, ins Haus zu kommen und warum auch Ihnen eine Tagung des örtlichen Imkerverbandes lieber gewesen wäre. Man kann seine gebetenen Gäste aber auch ermutigen: Wenn die meinungsvielfältigen Herrschaften schon einmal vor Ort sind, dann könnte man ja auch mal das machen, was in jedem Knigge verpönt ist: über Politik reden. Weil Demokratie – so sagt man – die lebt ja vom Meinungsstreit.
Moritz Freiherr Knigge gibt bei „Gastgeber Bayern“ Antworten für Gastgeber. Haben auch Sie eine Frage? Dann schreiben Sie an f.john@gastgeber.bayern.