„Weibliche Führung kann ein unternehmerischer Erfolgsfaktor sein“
FRAU DR. VON KRETSCHMANN, WARUM BRAUCHEN WIR MEHR STARKE GASTGEBERINNEN IM GASTGEWERBE?
Schon seit Jahren weisen nationale und internationale Studien nach, dass Unternehmen mit einem höheren Anteil an Frauen in Fach- und Führungspositionen erfolgreicher, kreativer, innovativer und resilienter sind. Männer und Frauen unterscheiden sich immer noch hinsichtlich ihrer Sozialisation und damit ihrer Erfahrungen, aber auch häufig in ihrem (Führungs)-verhalten. Um die Tendenz zur Pauschalisierung und zur Vereinfachung komplexer Phänomene wissend, habe ich dennoch beobachtet, dass Frauen im Durchschnitt emphatischer, kooperativer und teamorientierter agieren. „Emphatisch-weibliche“ Führung könnte zu einem unternehmerischen Erfolgsfaktor werden. Zudem: In Zeiten des massiven Fach- und Mitarbeitermangels steigern ein hoher Anteil an Frauen als Fach- und Führungskräfte nachweislich die Attraktivität eines Arbeitgebers. Sie gelten dann als moderner, vertrauenswürdiger, mitarbeiterorientierter, agiler und ganzheitlicher.
WELCHE TIPPS WÜRDEN SIE IHREN KOLLEGINNEN GEBEN, DIE NOCH AM ANFANG IHRER KARRIERE STEHEN?
Mein übergreifender Tipp unabhängig von Mann oder Frau: Suchen Sie sich ein Feld, in dem Sie lieben, was Sie tun. Dann folgt meiner Erfahrung nach alles Weitere von selbst: die notwendige Leidenschaft, Einsatzbereitschaft und Resilienz, aber auch die Freude, Erfüllung, Leichtigkeit und der Erfolg. Vernetzen Sie sich mit anderen Frauen und auch männlichen Kollegen. Durch Vernetzung schließt man sich an ein kollektives Energiefeld an. Zudem erhält man Unterstützung, Inspiration sowie Feedback und kann dies alles auch weitergeben. Das Wichtigste aber ist: Lösen Sie sich aus alten Rollenmodellen
FRAU GERHARDT, WARUM BRAUCHEN WIR MEHR STARKE GASTGEBERINNEN IM GASTGEWERBE?
Ich glaube diese Frage betrifft nicht nur das Gastgewerbe. Wir brauchen grundsätzlich viel mehr Frauen in Führungspositionen. Dabei geht es nicht darum, dass Frauen beispielsweise in der Führung eines Hotels oder von Mitarbeitern besser sein könnten als Männer. Es geht vielmehr darum, dass Frauen häufig eine hohe soziale Kompetenz aufweisen, die sich auch in ihrem Führungsstil widerspiegelt. Die besonders emphatischen Reaktionen von Frauen auf verschiedene Situationen sind ein noch viel zu unterschätztes Potenzial weiblicher Führungskräfte. Für den Gast ist schließlich nicht nur die Hardware eines Hotels, sondern gerade die Herzlichkeit entscheidend für einen schönen Aufenthalt und ein positives Erlebnis. Auch in Hinblick auf den Fachkräftemangel, der in diesen Zeiten insbesondere das Gastgewerbe betrifft, kann unsere Branche gerade für diese jungen Frauen interessant sein und werden. Durch flexible Arbeitszeiten und andere Ideen in diesem Bereich kann die Gastronomie in Sachen Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein Vorbild in der Dienstleistungsbranche werden – und dadurch auch aktiv für mehr starke Gastgeberinnen sorgen.
WELCHE TIPPS WÜRDEN SIE IHREN KOLLEGINNEN GEBEN, DIE NOCH AM ANFANG IHRER KARRIERE STEHEN?
Sucht Euch für Eure Ziele und darüber hinaus Vorbilder – egal ob Mann oder Frau, aus dem Gastgewerbe oder nicht. Seid selbstbewusst – denn es gibt nichts, was Frauen nicht genauso gut könnten wie ihre männliche Konkurrenz. Männer haben meist ein größeres Selbstvertrauen als Frauen. Wir müssen darum bewusst an unserem Selbstvertrauen arbeiten, um mit unseren männlichen Mitbewerbern Schritt zu halten. Steht für Euch, Eure Ideen und Visionen ein, egal was andere von Euch denken. Und schließlich: Unterstützt auch andere Frauen, die sich im Gastgewerbe in Führungspositionen bewegen. Sei es durch Anerkennung, ein lobendes, motivierendes Wort, ein offenes Ohr oder Eure aktive Unterstützung