ie sind Sie auf die Idee gekommen, ein altes Schiff auf eine Brücke zu stellen und einen Gastronomiebetrieb daraus zu machen?
Bei uns geht es immer um Raum, denn in einer Stadt wie München ist Raum ein seltenes Gut und hart umkämpft. Als junge Menschen mit neuen Ideen hatten wir es von Anbeginn sehr schwer, Räumlichkeiten zu finden. Deshalb mussten wir kreativ werden. Wir haben angefangen, Brachflächen selbst zu bebauen. Meist mit mobilen Bauten, wie Circus Zelten, Pavillons, Containern oder Bahnwagons. Es geht darum den Raum schnell zu erschaffen und kurzfristig wieder abzubauen. Als uns ein Bekannter erzählte, dass die MS Utting verschrottet werden soll, ist bei uns die Idee entstanden, das Schiff nach München zu holen und dem Dampfer dort eine neue Aufgabe zu geben.
Sind Sie von Anfang an vom Erfolg Ihrer gastronomischen Konzepte überzeugt gewesen?
Alle Beteiligten hat die Alte Utting sofort verzaubert und deshalb waren wir zuversichtlich, dass dieser Zauber sich weit verbreiten wird.
Hatten Sie Bedenken, Ihre alternativen Projekte ausgerechnet in München (und nicht etwa in Berlin) durchzuführen?
Natürlich gibt es Städte, in denen die Vorrausetzungen deutlich besser sind. Aber ich komme nun mal aus München-Sendling und habe hier meine Wurzeln sowie mein Netzwerk und spüre, was die Stadt braucht und wonach sich die Menschen hier sehnen.
Warum sind Ihre Läden so erfolgreich?
Ich glaube, weil wir lieben was wir tun. Das spüren die Menschen. Wir beschäftigen uns Tag und Nacht mit unseren Projekten und können es kaum erwarten, alle unsere Ideen und Träume umzusetzen und auszuleben.
Haben Sie auch mit Herausforderungen zu kämpfen?
Natürlich mit vielen. Wir werden ständig von einer großen Existenzangst begleitet. Denn all unser Projekte sind Zwischennutzungen und wir haben keine mittelfristigen Planungsmöglichkeiten. Wir wissen also nie, wie es weiter geht und ohne Raum sterben unsere Projekte und unsere Ideen. Eine weitere Herausforderung ist die Wirtschaftlichkeit. Kurzfristige Projekte zu refinanzieren ist nicht einfach.
Gastronomie und Kultur sind in Ihren Betrieben eng verwoben: Gehören Gastronomie und Kultur für Sie zusammen?
Selbstverständlich! Gastronomie ist für mich Kultur.
Müssen Cafés, Restaurants und Co. heute einen gewissen Erlebnischarakter haben, um zu funktionieren?
Nein, das denke ich nicht.
Was unterscheidet junge Gastronomen von Alteingesessenen?
Es ist toll, wenn sich Menschen etwas langfristig aufbauen können und das über Generationen gemeinschaftlich tun. Alteingesessene Gastronomen verfügen deshalb über viel Erfahrungen und Kontakte und genießen Vertrauen und gute Referenzen. Junge Gastronomen stehen noch am Anfang, sie müssen sich noch alles aufbauen. Vielleicht sind sie dadurch manchmal innovativer und hungriger.
Welchen Rat können Sie gastgewerblichen Existenzgründern mit auf den Weg geben?
Ich glaube man sollte sich immer die Frage stellen, wie sehr man sein Vorhaben umsetzen will, und wie sehr man sein Vorhaben leben will. Wenn man für seine Idee brennt, dann wird sie fast immer erfolgreich sein. Wenn man etwas nur macht, um Geld zu verdienen, dann wird es sehr schwer werden.