Tagen und Feiern in der Zukunft: Eine Prognose
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16. Dezember 2020Die Coronakrise hat die Art, wie wir uns physisch begegnen, sowie unsere Freizeitgestaltung völlig auf den Kopf gestellt. Das Treffen mit Freunden, der wöchentliche Stammtisch in der Kneipe, die Einweihungsparty des Kollegen – all diese Begegnungen und Feierlichkeiten sind derzeit nicht oder nur eingeschränkt möglich. Diese Restriktionen betreffen nicht nur den privaten Bereich, auch die Geschäftswelt wird durch die Pandemie ordentlich „durchgeschüttelt“: Tagungen oder selbstverständliche Meetings können in der gewohnten Form nicht mehr durchgeführt werden.
K
lar ist, dass dieser Zustand wohl noch etwas anhalten wird – doch klar ist auch, dass wir eines Tages all diese Dinge wieder in unser Leben integrieren werden – die Frage ist nur wie.
Inwiefern sich die Art des Tagens und Feierns ändern wird und welche Veränderungen sich daraus für das Gastgewerbe ergeben werden, wagt Stefan Wild, Vorsitzender des Fachbereichs Hotellerie und Geschäftsführer von Livenwork, Hotel & Coworking, in einer kurzen Prognose zu erörtern.
LANGFRISTIGE REFORMATION VON TAGUNGEN
Zwischen den beiden Lockdowns konnten wir sechs Monate lang erproben, in welche Richtung das Tagungsgeschäft gehen wird: immer größere Räume für immer weniger Personen. Man hat festgestellt, dass die Veranstaltungen genauso gut abgehalten werden können, wenn sich Teilnehmer online per Videochat dazuschalten. Dadurch verringert sich nicht nur das Risiko einer Ansteckung. Die Zeitersparnis, die sich durch diese Möglichkeit der Teilnahme ergibt, möchten viele nicht mehr missen. Und so wird es sich ergeben, dass Tagungen künftig kombiniert mit Teilnehmern vor Ort sowie mit Teilnehmern an den Bildschirmen daheim stattfinden werden. Experten merken für dieses Szenario an, dass das Miteinander am Veranstaltungsort einen größeren Stellenwert als bisher erhalten wird – attraktive Rahmenprogramme, Atmosphäre und Emotionen werden dann immer wichtiger. Denn dass Face-to-Face-Gespräche nicht ersetzbar sind, haben die Erfahrungen der letzten Monate gezeigt.
Auch das Thema Lufthygiene wird bleiben. Wird der Markt derzeit von diversen Produkten und Anbietern „geflutet“, wird sich langfristig die Spreu vom Weizen trennen und die wirksamsten Systeme werden sich herauskristallisieren. Auf diese Weise können wir unseren Gästen ein hohes Maß an Sicherheit garantieren. Die Art, wie Tagungen vor der Pandemie aufgestellt waren, wird verblassen – hybride Tagungen in sicherer Atmosphäre werden das Modell der Zukunft sein.
NEUE KALKULATIONSANSÄTZE
Haben wir traditionell unser Geld im MICE-Segment (Meetings Incentives Conventions Exhibitions beziehungsweise Events) mit den einzelnen Tagungsgästen verdient, werden wir zukünftig unseren Umsatz über die Vermietung der Räumlichkeiten generieren. Aufgrund der oben angesprochenen stark reduzierten Anzahl an Tagungsgästen vor Ort, rechnet es sich für uns nicht, pro Tagungsteilnehmer abzurechnen. Umsatz werden wir dann auf Grundlage von der Bereitstellung des Raums und der Ausstattung, wie die enthaltene Technik oder durch die Pandemie aufgekommenen Sicherheitsaspekte, machen. Ebenso ergeben sich Änderungen bei der Verpflegung: Das Catering muss dann beispielsweise als einzelner „Baustein“ hinzugebucht werden. Beim Thema Kalkulation wird das oberste Gebot sein, dass sich der Umsatz in Relation zur Raumfläche rechnet – hier müssen wir neue Wege gehen.
SERVICE ALS ECHTER MEHRWERT
Der Trend wird dahin gehen, dass sich Treffen oder Feierlichkeiten mehr ins Private verlagern werden. Dies muss aber keinesfalls einen Nachteil für uns darstellen: Sind wir es gewohnt, dass sich Freunde und Verwandte gemeinsam in unseren Bars und Restaurants im Gastraum treffen, werden geschlossene Nebenräume oder Séparées stärker nachgefragt werden. Hier kommen mir, um nur ein Beispiel zu nennen, private Dinnerpartys in den Sinn – eine bestimmte Anzahl an zusammengehörigen Gästen, die in geschützter und persönlicher Atmosphäre ein besonderes Abendessen genießen wollen. Für uns als Gastgeber ergibt sich dadurch die Chance, die hohe Kunst von Küche in Kombination mit ausgezeichnetem Service, glänzen zu lassen. Denn wie oft tranchieren, filetieren oder flambieren wir direkt am Tisch des Gastes im Alltag? Wir bekommen hier die Möglichkeit unseren Service auf ein neues Level zu heben und unserem Gast somit einen hohen Interessen- und Mehrwert zu bieten. Wer es also schafft, seinen Gästen, ob privat oder geschäftlich, das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln und diesen auch die Extraportion an Service zuteilwerden zu lassen, ist für die Zukunft gut gerüstet – Voraussetzung ist natürlich stets das richtige Kalkulieren der angebotenen Dienstleistungen.
