Lieber Benedikt, die aktuelle Ausgabe unseres Magazins widmet sich dem Thema „Nachhaltigkeit“. Was verstehst Du selbst unter diesem Begriff?
Nachhaltigkeit bedeutet für mich persönlich den stetigen Versuch, ökologisch und ökonomisch bestmöglich im Einklang mit unserer Umwelt zu interagieren
Viele können das Wort Nachhaltigkeit schon nicht mehr hören. Glaubst Du, dass wir diesen Begriff in all seinen Dimensionen bereits verinnerlicht haben? Ging in diesem Zusammenhang bereits der vielzitierte „Ruck“ durchs Gastgewerbe?.
Definitiv nicht! Ich behaupte, der Begriff „Nachhaltigkeit“ wird im Gastgewerbe zum Großteil aus Marketing-Gründen genutzt. Aus meiner Sicht wird er häufig nicht einmal verstanden – und schon gar nicht gelebt. Es ist eine Art „Alibi-Haltung“, um nicht ausgebuht zu werden. Mehr steckt häufig nicht dahinter.
Du zeigst im Fernsehen und Online immer wieder Tricks, um beispielsweise Nahrungsmittel länger haltbar zu machen. Gehört dieser bewusste Umgang mit Lebensmitteln für Dich auch zum nachhaltigen Gastgeben?
Der Wunsch nach einem verantwortungsbewussten und bestmöglichen Umgang mit Lebensmitteln sollte in jedem von uns tief verankert sein. Schließlich ist es doch recht simpel: Ohne Lebensmittel hören wir auf zu existieren. Als Gastgeber sollte man sich dieser Verantwortung bewusst sein. Dazu zählt es zum einen, selbstbewusst mit Nahrungsmitteln umzugehen, zum anderen aber auch, aktiv über dieses Thema zu informieren.
Inwiefern liegt Dir ein nachhaltiges Berufsethos persönlich am Herzen?
(lacht) Ich glaube, man merkt nicht zuletzt an meinen Antworten, wie wichtig mir dieses Thema ist. Es geht nicht darum, perfekt zu sein oder eine Werteschablone anzulegen. Mir geht es in erster Linie darum, die Endlichkeit unserer Rohstoffe zu kommunizieren, sie zu visualisieren und sie damit auch in die Köpfe der Menschen zu bringen.
Du bist ein wahrer Tausendsassa – neben einem famosen Sternekoch bist Du auch TV-Entertainer, Kochbuchautor und Markenbotschafter – um nur ein paar Deiner Talente aufzuzählen. Verfolgst Du auch in Richtung Nachhaltigkeit konkrete Projekte?
Bei mir stehen gerade tatsächlich die Themen Tierwohl und Veganismus hoch im Kurs. Es geht mir dabei nicht darum, alle Ersatzprodukte zu gleichwertigen „Fleischkonkurrenten“ zu erklären. Hier und da sind auch vegane Produkte alles andere als das „Gelbe vom Ei“. Fakt ist aber auch: Wenn jeder beispielsweise nur eine vegane Mahlzeit pro Woche essen würde, könnten wir schon auf eine Menge Fleisch verzichten. Das kostet uns Menschen keinerlei Lebensqualität und viele Tierleben würden gerettet. Meines Erachtens sollte diese Aussage die Kernbotschaft veganer Produkte sein.
Schlägt man die Zeitungen auf, erreichen uns von allen Seiten Schreckensmeldungen und Endzeitszenarien. Um den Blickwinkel einmal bewusst zu wandeln: Worauf freust Du Dich in naher Zukunft?
Trotz aller möglichen Szenarien und täglichen Herausforderungen freue ich mich jeden Tag aufs Neue, in freundliche und fröhliche Gesichter blicken zu dürfen, die ihren Beruf mit Liebe und Hingabe machen. Schließlich ist es doch das, was die Hospitality ausmacht: Ein – im wahrsten Wortsinn – guter Gast-Geber und Dienst-Leister zu sein
ZUR PERSON
Nach seiner Ausbildung zum Koch im Weinhaus Anker in Marktheidenfeld wurde Benedikt Faust mit 26 Jahren jüngster Sternekoch Deutschlands im Romantik Hotel zum Stern Bad Hersfeld. Im Jahr 2010 wurde er von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) zur „Entdeckung des Jahres“ gekürt. Seitdem erkochte Faust Sterne für das Romantik Hotel zum Stern Bad Hersfeld, das Hotel Hanseatic auf Rügen und das Hotel Rebstock in Würzburg. Seit 2018 agiert der heute 44-Jährige unter anderem als TV-Koch. Zudem ist er als Markenbotschafter, Journalist und Influencer tätig. Seit 2021 leitet Faust eine eigene Full Service Agentur in der Hospitality-Branche.
Das Interview führte Julia Schiffer