ch wollte diese Kolumne etwas früher schreiben. Nicht auf den letzten Drücker. Das ist mir nicht gelungen.
Deshalb ist sie so ganz anders geworden als ich vorher dachte. Ich wollte darüber schreiben, wie man seinen Gästen höflich aber bestimmt zu verstehen gibt, dass Handschlag, Umarmung und High-Five sich noch etwas gedulden müssen.
Doch unsere Geduld ist nun auf eine andere Probe gestellt. Weil sich in diesen Zeiten die Dinge schnell ändern. Schneller als uns lieb ist. Die neuen Einschränkungen, die seit dem 2. November 2020 gelten, erlauben die Begegnung mit Gästen nur noch sehr eingeschränkt. Die Corona-Maßnahmen treffen die Branchen in der Sie und ich arbeiten mit voller Wucht. So wie man es von zweiten Wellen erwartet und befürchtet.
Für mich als Redner, Keynote-Speaker und Auftrittskünstler stellt sich die Frage nach einer pandemiekonformen Begrüßung gegenNie ohne einander Gastgeber Bayern Frag doch den Knigge wärtig ebenso wenig wie für Sie. Weil keine Gäste da sind, die uns die Hand schütteln, die uns ungefragt in den Arm nehmen oder uns um den Hals fallen wollen. Das Pendel zwischen und Nähe und Distanz ist wieder in Richtung Distanz ausgeschlagen: Wo keine Gäste, da kein Gastgeben. Schwere Zeiten für alle, die irgendwas mit Menschen machen.
Ich habe mich daher entschieden, die Beantwortung der obigen Frage auf die Zeit zur verschieben, in der Sie und ich unseren Gästen wieder von Angesicht zu Angesicht begegnen können. Nicht nur beim Abholen von Speis und Trank oder beim Videoanruf. Eine Zeit, in der Menschen wieder miteinander plaudern, sich in die Augen und nicht vor die Maske schauen, eine Zeit in der wir miteinander laut lachen ohne sofort an den Flug der Aerosole zu denken, in der lauthals diskutiert wird ohne dass ein Virus die Menschen entzweit.
Was mich am meisten beunruhigt ist, dass mit der körperlichen Distanz auch die seelische Distanz zunimmt. Dass die Meinung des anderen zur Mindermeinung, Fake News, zur Unvernunft, zur inakzeptablen Unverantwortlichkeit erklärt wird. Wenn die einen den anderen Aluhüte aufsetzen und die anderen überall Verschwörungen und Erweckungsbedürftige wittern, dann ist nicht nur unsere Gesundheit sondern auch unsere Gemeinschaft bedroht.
Dann droht das schweren Schaden zu nehmen, was Ihnen und mir so sehr am Herzen liegt: Das Miteinander. Der Umgang mit Menschen. Für den Sie die Räume schaffen. Räume in denen Menschen sich begegnen können. Im Restaurant, im Imbiss, in der Kneipe, im Biergarten, in der Lobby und an der Bar. Zu Tisch, an der Rezeption, am Tresen und am Stehtisch. Überall dort, wo Menschen zusammenkommen können, um einander nah zu sein. Weil wir Menschen soziale Wesen sind. Die nicht immer mit, aber nie ohne einander können. Und es doch gerade müssen.
Moritz Freiherr Knigge gibt bei Gastgeber Bayern Antworten für Gastgeber. Haben auch Sie eine Frage? Dann schreiben Sie an knigge@gastgeber.bayern.