m 29. Juli 2019 war der diesjährige „Weltüberlastungstag“ – der Tag an dem die Menschheit nach Berechnungen des internationalen Global Footprint Network die zur Verfügung stehenden Ressourcen für das laufende Jahr verbraucht hat. Ab diesem Zeitpunkt lebt die Menschheit „auf Kredit“ und zahlt nichts zurück.
Vor 20 Jahren lag das kritische Datum noch im Oktober, vergangenes Jahr war es der 1. August. Für Deutschland war die Überlastungsgrenze rechnerisch bereits am 3. Mai 2019 erreicht. Dass dieser Raubbau nicht folgenlos bleibt und nicht nur zu Lasten des Planeten, sondern auch künftiger Generationen erfolgt, ist in den Köpfen der Deutschen und vieler Europäer angekommen. Der enorme Zulauf der „Fridays for Future“- Bewegung oder auch die kontinuierliche Erstarkung von Parteien, die Ökologie und Nachhaltigkeit in den politischen Fokus genommen haben zeigen, wie wichtig ein verantwortungsvoller Umgang mit vorhandenen Ressourcen für viele Menschen geworden ist.
Urlaubsgestaltung mit ökologischem Gewissen
Diese wachsende Sensibilisierung für den Umgang mit natürlichen Ressourcen wirkt sich auch zunehmend auf die Urlaubsgestaltung der Touristen aus: So buchen deutsche Urlauber heute wieder vermehrt umweltverträgliche Ferien in der Region als die Flugreise in den Süden anzutreten. Urlaube auf dem Bauernhof sind – insbesondere mit Kindern – eine häufig gebuchte Alternative zu Städtereisen im europäischen Ausland und insbesondere die Nachfrage nach nachhaltig ausgerichteten Tourismuskonzepten und ökologisch orientierten Regionen nimmt kontinuierlich zu. Dabei ist die durchschnittliche Bereitschaft in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, für einen ausdrücklich ökologisch verträglichen Urlaub mehr zu bezahlen als für konventionelle Alternativen.
Vom „sanften“ zum nachhaltigen Tourismus
Die Idee des nachhaltigen Tourismus besteht bereits seit über 30 Jahren: Begrifflichkeiten wie „Sanfter Tourismus“, „Intelligenter Tourismus“ oder „Tourismus mit Verantwortung“ machten schon in den 1980er-Jahren die Runde, galten unter ihren damaligen Bezeichnungen aber eher als Nischenmarkt. Doch in den 1990er-Jahren sollte sich dieses stiefmütterliche Dasein grundlegend ändern. Auf einer UN-Konferenz im Jahr 1992 in Rio de Janeiro wurde der Begriff der Nachhaltigkeit fest mit einem entsprechenden Tourismus-Konzept verknüpft. Dabei erfülle Nachhaltiger Tourismus „nicht nur die Ansprüche der Touristen und der lokalen Bevölkerung in den Zielgebieten sondern trägt auch dazu bei, zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten zu sichern und zu verbessern.“ Zukunftssicherung und -entwicklung also statt Raubbau an der Umwelt. Nachhaltiger Tourismus fußt demnach auf drei Säulen. Neben der ökologischen und der ökonomischen Nachhaltigkeiteines Tourismusbetriebs und der gesamten Urlaubsregion ist auch die soziale Komponente ein maßgeblicher Faktor. Auf den Folgeseiten sind einige Beispiele nachhaltiger Gastronomie- und Tourismusbetriebe zusammengestellt, die verdeutlichen, dass eine konsequente Berücksichtigung dieser drei Säulen keineswegs die „Quadratur des Kreises“ darstellt. Nur durch die gleichzeitige Wahrung ökologischer, ökonomischer und sozialer Interessen kann eine Nachhaltigkeitsstrategie gelingen, von der letzten Endes nicht nur die Touristen, sondern auch die umliegende Natur und die in der Umgebung beheimateten Menschen profitieren.
Nachhaltigkeit als echter Mehrwert
Doch auch die Gastronomen und Hoteliers können profitieren: aufgrund des gesteigerten Nachhaltigkeitsbewusstseins vieler Menschen, werden zukünftig immer mehr grüne Einrichtungen nachgefragt werden. Es empfiehlt sich also, sich jetzt mit dem Thema auseinanderzusetzen und die ein oder andere nachhaltige Maßnahme mit in den Betrieb einzubinden. Das Leben und das Kommunizieren dieser Anpassungen führt zu höherer Akzeptanz bei den Gästen, schafft Vertrauen und führt schließlich zur Kundenbindung, die sich wiederum in erhöhtem Umsatz niederschlägt. Doch wie bei allen Dingen im Leben gilt auch hier: der Erfolg wird nur von kurzer Dauer sein, wenndas Setzen auf Nachhaltigkeit nur monetären Anreizen folgt. Gäste wollen authentische Begegnungen in authentischer Umgebung. Doch wer weiß das besser als das bayerische Gastgewerbe, das nicht zuletzt aufgrund dieser Tugenden, Bayern zum Tourismusland Nummer eins macht?