Kunst im Gastgwerbe
Die Kunst, im Lockdown gut auszubilden
8. März 2021
Schon 40 Sightsleeping-Hotels in Bayern
8. März 2021Isabella Hren, Vorstand der Bayerischen Gastgeber AG und Geschäftsführerin der Bayern Tourist GmbH (BTG) beleuchtet im Gespräch mit Gastgeber Bayern aktuelle Trends und Entwicklungen der Gastgewerbebranche im Freistaat.
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RAU HREN, DIESE AUSGABE DES MAGAZINS IST MITUNTER DER „KUNST IM GASTGEWERBE“ GEWIDMET. SIE HABEN MIT IHREN DIENSTLEISTUNGSGESELLSCHAFTEN IN UNTERSCHIEDLICHEN BEREICHEN KONTAKT ZU DEN GASTGEBERN, SEHEN MIT DEN TEAMS MEHRERE HUNDERT GASTGEWERBLICHE BETRIEBE PRO JAHR VON INNEN. WELCHEN BLICK HABEN SIE AUF DAS THEMA „KUNST IN DER BRANCHE“?
Die Kunst ist aus meiner Sicht ein wichtiger Begleiter unserer Branche, die sich zahlreicher Kunstgattungen bedient, um den Gästen ein möglichst perfektes Gesamtwerk zu präsentieren. Ich denke dabei an die Malerei, die Architektur, das Kunsthandwerk, Musik und so weiter. Viele Events werden zudem durch die darstellenden Künste unvergesslich. Die Gattungen sind für mich wie viele kleine Mosaiksteine, die perfekt zusammengesetzt ein einzigartiges Erlebnis bieten. Manche spielen in unserem Geschäft eine Hauptrolle, andere verbergen sich im Stillen und tragen dabei dennoch ganz wesentlich zum Gesamtkunstwerk bei – ich denke dabei beispielsweise an Elemente wie das Licht oder die verwendeten Materialien – alles was die Sinne anregt. Neben der Dienstleistung, den Gastgebern und der Produktqualität macht auch die Atmosphäre den Unterschied. Dabei verstehe ich auch unsere Tätigkeiten und die Produkte selbst als eine Art Kunst.
KÖNNEN SIE HIERFÜR KONKRETE BEISPIELE NENNEN?
Generell haben die Spezialisierung und das Qualitätsbewusstsein bezüglich einzelner Gastronomiebereiche und -Produkte in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Ich denke dabei zum Beispiel an die Barista, die den Kaffeegenuss über Bohnen, Röstungen, Maschinen, eine besondere Präsentation mit Crema oder Schaum in unterschiedlichen Gefäßen zum Ausdruck bringen. Hierzu zählt auch eine gelebte Bierkultur oder der Weingenuss in verschiedensten, hochwertigen Gläsern. In vielen Küchen wird Brot wieder selbst gebacken, Marmelade eigenhändig hergestellt und Gerichte mit liebevoll gezogenen Kräutern vollendet. Die „Handcrafted“- Bewegung – zu Deutsch „hausgemacht“ – liegt voll im Trend und füllt bei Innovationsmessen wie der Internorga in Hamburg bereits eine ganze Halle mit Anbietern, die alle eines verbindet – die Leidenschaft, mit Hingabe und Kunstfertigkeit an ihren Produkten zu feilen.
SIE SPRECHEN VON TRENDS – AUF WELCHE ENTWICKLUNGEN UND NEUERUNGEN WÜRDEN SIE LANGFRISTIG SETZEN?
Ich denke, dass die Corona-Pandemie das Qualitätsbewusstsein der Gäste weiter stärkt. Natürlich hat im letzten Jahr die Digitalisierung an Fahrt aufgenommen, die ja per se nur ein Mittel oder Werkzeug darstellt. Sie hilft effizienter zu werden, besser zu kommunizieren und neue Möglichkeiten zu erschließen. Das Gastgewerbe hat im Bereich Digitalisierung sicher Nachholbedarf und nun hoffentlich die Offenheit, zahlreiche Bereiche neu zu denken. Die vielen Möglichkeiten und Anbieter stellen die Unternehmer vor die Herausforderung, die richtigen Partner auszuwählen. Wir unterstützen unsere Mitglieder beispielweise mit Empfehlungen und den DEHOGA- Branchenpartnern in unterschiedlichsten Bereichen. Aus Gästesicht entsteht derzeit eine große Sehnsucht nach Gemeinschaft, nach mehr sozialen Kontakten. Ich denke, dass bei Wiedereröffnung der Betriebe eine große Nachfrage auf uns zukommt. Je professioneller wir die Gästesehnsüchte erfüllen können, je authentischer wir auf menschlicher Ebene bei der Dienstleistung begeistern, desto mehr können wir langfristig davon profitieren und die Gäste an uns binden. Auch das neue Gesundheitsbewusstsein ist eine große Chance – Bio wird zum Mainstream und der Trend zu regionalen Produkten mit Qualitätsnachweis und persönlicher Geschichte verstärkt sich. Zudem sind die vegetarische und die vegane Bewegung nicht zu unterschätzen: über 8 Millionen Menschen in Deutschland ernähren sich vegetarisch und 1,5 Millionen vegan – davon viele der jüngeren Generation, die gerne und viel unternehmen. Es zahlt sich also beim Angebot in diesem Bereich aus, mehr Kreativität zu entwickeln, mit Gewürzen zu experimentieren und den fleischlosen Gerichten auch auf der Speisekarte eine Hauptrolle zu geben.
WELCHE KONSEQUENZEN HAT DAS FÜR IHR DIENSTLEISTUNGSANGEBOT?
Aus meiner Sicht gewinnen Qualitätsversprechen wieder an Bedeutung. Offizielle Siegel wie die „Deutsche Hotelklassifizierung“ rücken in den Fokus, was auch aktuelle Umfragen von Onlineanbietern wie Booking. com zeigen. Die Bayern Tourist GmbH kommuniziert diese Entwicklungen unter anderem in der Kampagne „Werte – nicht Bewertungen – die offiziellen Hotelsterne“. Gäste möchten sich in den Unternehmen sicher fühlen und achten vermehrt auf nachgewiesene Hygienestandards. Hierfür bietet die BTG den Betrieben das „Wohlfühl-Siegel“. Auch Spezialisierungen liegen künftig im Trend. Beispielsweise mit dem Siegel „Reisen für alle“, das Betriebe auszeichnet, die auf die besonderen Bedürfnisse von Gästen mit Handicap ausgerichtet sind. Darüber hinaus haben wir unser Angebot im Aus- und Weiterbildungsbereich angepasst: Aktuell finden Web-Seminare großen Anklang, weil man kurzfristig und schnell Input zu neuen Themen erhält und das bequem von zu Hause aus. Die Themen in den Präsenzseminaren, die hoffentlich bald wieder stattfinden dürfen, wurden vor allem im Kommunikationsbereich, bei der Dienstleistungsqualität und den neuen Herausforderungen erweitert.
WIE SCHÄTZEN SIE DIE LAGE IM GASTGEWERBE „NACH CORONA“ EIN?
Die Menschen sehnen sich nach sozialem Austausch, Gemeinschaft. Sie haben hier einen großen Nachholbedarf und möchten sich etwas gönnen. Die gastgewerblichen Betriebe werden dafür Hauptanlaufstelle sein, da bin ich mir sehr sicher. Unsere Gäste möchten wieder bewusst genießen, dabei ihr Lebensgefühl ausdrücken und Gemeinschaft spüren. Sicher werden unsere Dienstleistungen nach der längeren Schließzeit wertschätzend wahrgenommen. Auf diese Momente einzigartiger Gastfreundschaft mit Herzlichkeit freue ich mich besonders.
DIE BAYERISCHE GASTGEBER AG
Das oberste Ziel der Bayerischen Gastgeber AG ist die Förderung und Unterstützung der Bayerischen Hotellerie und Gastronomie. Die Wirtschaftsgesellschaften Bayern Tourist GmbH, HOGA Beratungsgesellschaft, Pro-Order GmbH sowie die Darfichrein GmbH bieten dabei umfassende Servicedienstleistungen für das Gastgewerbe – nicht zuletzt für die Mitgliedsbetriebe des DEHOGA Bayern.
Weitere Informationen zu allen Leistungen der Bayern Tourist GmbH finden Sie unter www.btg-service.de
