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emeinsam mit seiner Ehefrau hat Robert Tischler im Jahr 2019 das elterliche Gasthaus "Zur Post" übernommen und bildet somit die vierte Generation einer traditionellen "Wirtshausfamilie". In der Zwischenzeit hat in den Betrieb so manche Änderung Einzug gehalten, die auch wirtschaftliche Früchte trug. So investierte die neue Geschäftsführung zwischenzeitlich in den Neubau mit Gästezimmern. Bis heute sind die Eltern noch täglich im Betrieb. Die Aufgabenteilung im Zuge der Unternehmensübergabe ist auch in diesem Fall eine stetige Neudefinition.
Es ist uns eine freudige Aufgabe, in unserer Heimat die Position der Dorfwirtsleute zu erfüllen. Unsere Familie liebt und lebt diese Position.
Wann steigt man in einem Familienbetrieb ein? Ich würde sagen, man ist schon eingestiegen sobald am Stammtisch alle Opa genannt werden. (lacht) Ich arbeite seit 2005 als Küchenchef im Betrieb. Parallel hatten meine Frau und ich noch ein Bistro in Hemau gepachtet.
Wer sagt, es ging reibungslos, der flunkert wohl ein wenig. (lächelt) Wir hatten schon einige Reibungspunkte, vor allem die Preispolitik war ein Diskussionspunkt. Auch in der Personalführung und deren Einsatz musste ich erst einmal beweisen, dass ich mit dem ein oder anderen Recht hatte. Glücklicherweise sind meine Eltern auch offen für neues. Unsere Zahlen bestätigten dann auch die neu getroffenen Entscheidungen.
Wir haben ein hervorragendes Steuerbüro. Hier wurde alles fachlich sauber aufarbeitet, was wir im Vorfeld inhaltlich vereinbart hatten. Somit gab es keinerlei Probleme mehr. Seit mein Name an der Tür steht, haben meine Eltern auch vollstes Vertrauen in unser Handeln und Tun. Allerdings muss ich betonen, dass ich alles ohne meine Frau nicht hätte schaffen können.
"Herausforderungen" ist unser zweiter Vorname. (lacht) Die Corona-Pandemie war wohl die schwerste Phase, die wir bislang meistern mussten. Hier kam uns unser Dorf zu Hilfe. Dazu zählten zum einen Bestellungen und Abholungen aber auch anderweitige Unterstützung. Bei jeder Aktion, die wir planten, waren alle dabei. Auch so manche Gartenzaungespräch war in dieser Zeit eine Wohltat für die Seele.
Da meine Frau gelernte Hotelfachfrau ist, und schon sehr bald mitgearbeitet hat, verlief der Übergang recht reibungslos. Sie hatte ja die Restaurantleitung schon inne. Und für die Dorfleute war klar, dass sie die nächste Wirtin ist.
Ja, sie sind täglich im Betrieb. Meine Mutter kocht und kümmert sich um die Lehrlinge. Mein Vater ist anscheinend an der Theke festgewachsen. Wo sonst soll ein Wirt außer Dienst auch seine Rente verbringen? (schmunzelt) Er ist auch ein verlässlicher Facility Manager. Oma und Opa, wie sie von den meisten genannt werden, sind noch immer zwei stabile und verlässliche Stützen im Betrieb. In betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten halten sie sich aber mit Recht raus. Eigentlich sind sie ja Rentner.
Seit 2019 konnten wir unseren Umsatz verdoppeln und die Anzahl unserer Mitarbeiter verdreifachen. Unser Catering haben wir zwischenzeitlich bis auf 2.000 Personen ausgebaut. Es wurden Betriebsstrukturen angepasst, weitere Gastronomie angepachtet und ständig investiert. So bin jetzt unter anderem stolzer Bierzeltbesitzer. (lacht)
Tradition ist für uns Ehrensache, dennoch gehen wir mit der Zeit. Aus meiner Sicht ist Tradition ein sich ständig wandelnder Vorgang. Wenn man sich diesem Prozess verschließt, wird man wohl nie zukunftsfähig handeln. Konkret stehen wir mit voller Kraft hinter unseren Vereinen, um die Aktivitäten in unserem Dorf weiterhin genießen zu dürfen und stets an die Ansprüche unserer schnelllebigen Zeit anzupassen.
Das Angebot von Zimmern in unserer Gegend ist eher spärlich, dafür die Nachfrage ohne Werbung groß. Unsere Küche und Logistik ist leider viel zu klein geworden und so reifte im Laufe der Planungen der Gedanke, in einen Neubau mit Zimmern zu investieren. Das Denkmal ist aber trotz alledem im Vordergrund und wir pflegen es auch. Somit ist auch hier wieder "Moderne" und Tradition" vereint.
Da die Idee schon seit etwa zehn Jahren in unseren Köpfen schwebt, natürlich. Schließlich gehörte der Gasthof meinen Eltern, als die Planung mit Stefan Lerzer begannen. Sie platzten vor Stolz. Wir führen unsere Tradition als Wirtsleute weiter, wenn auch in einer etwas gewandelten Form.
Ohne die Fördermaßnahmen wäre eine Finanzierung wohl nicht so einfach umzusetzen, ja nahezu unmöglich gewesen. Wir bedanken uns an dieser Stelle nochmals für die Fördermittel und sehen dies als ein klares Statement der Politik zu unseren familiengeführten Gastronomien. Ohne Wirtshaus kein Bayern.
Da ich Jäger bin, habe ich nichts gegen schlaflose Nächte. Natürlich haben wir mit der Gesamtsumme von rund drei Millionen Euro eine große Belastung aufgenommen. Aber ohne diese Investition wäre wohl auch unser Betrieb über kurz oder lang vor dem Aus gestanden.
Hürden sind zum Überspringen da. Bezüglich bestehender Steuerbelastungen müssen künftig natürlich Veränderungen her- sowohl in der Gastronomie, wie auch in der Landwirtschaft. Wir wollen ja "ehrliche" Lebensmittel verarbeitet. Ein altes Sprichwort besagt: "Ohne Bauernstand kein Heimatland". So müssen wir als Gastronomen uns sehr wohl über die Landwirtschaft Gedanken machen. Wer erhält denn unsere schöne Landschaft, die uns touristisch an die Spitze Deutschlands bringt? Wer produziert unsere qualitativ hochwertigen Lebensmittel? Wir stehen für Regionalität, Heimatverbundenheit und Tradition. Dass alles werden wir sicherlich von niemanden in Frage stellen lassen. Wir haben hier einen starken Verband, der sehr gut vernetzt ist. Und fühlen uns in sämtlichen Angelegenheiten gut vertreten. Der Fachkräftemangel ist für uns mitunter ein Imageproblem. In der Gastronomie sind die Arbeitszeiten schlecht, aber warum nicht bei Automobilherstellern? Im Krankenhaus? Am Fließband? Wir sind der Meinung, wer seine Mitarbeiter schätzt und ihnen versucht, etwas zu bieten, der kann auch mit der Industrie mithalten. Der Fachkräftemangel ist da, fraglos. Aber auch hier besteht die Chance, Mitarbeiter zu finden und auch lange zu binden.