Frau Hren, im Rahmen der zahlreichen Dienstleistungen sind Sie mit Ihrem Team quasi täglich in den bayerischen Betrieben unterwegs. Mit welchen Herausforderungen sehen sich die Unternehmen konfrontiert?
Neben den Kostensteigerungen stellt der Mitarbeitermangel sicherlich die größte Hürde dar. Zahlreiche Betriebe können die Gästenachfrage nicht bedienen, weil Mitarbeitende fehlen. Das betrifft alle Branchen – alle suchen Bewerber. Dabei sind Fachkräfte unserer Branchen auch in anderen Industrien äußerst beliebt. Sie gelten dort als qualitäts- sowie dienstleistungsorientiert, flexibel und fleißig. Das ist eigentlich ein großes Kompliment an unseren Berufsstand und unsere Ausbildung.
Wie können die Unternehmen dieser Entwicklung aus Ihrer Sicht entgegenwirken?
Optimistisch und flexibel. Gelerntes sowie Erfahrungen aus der Vergangenheit bieten aus meiner Sicht keine erfolgsbringenden Lösungen für zukünftige Herausforderungen. Neue Märkte, veränderte Verhaltensweisen junger Menschen, andere Medien machen Anpassungen notwendig. Das bezieht sich nicht nur auf das Recruiting, sondern im Besonderen auf neue Qualitätsanforderungen an die Führung. Flexibilität möchte ich hier an erster Stelle nennen. Ich gehe davon aus, dass erfolgreiche Betriebe langfristig mehrere Arbeitszeitmodelle parallel umsetzen werden. Andererseits bietet die Branche zahlreiche Rahmenbedingungen, die junge Menschen in der Arbeitswelt schätzen.
Was kann der neuen Generation Arbeitnehmer konkret angeboten werden, um die Branche interessant zu machen?
Die neuen Generationen leben eine hochgradige Individualisierung – Arbeit soll Spaß und Sinn machen. Daraus lassen sich für das Gastgewerbe und dessen Beschäftigungsbereiche viele Vorteile ziehen. Die Berufe bieten täglichen Kontakt mit unterschiedlichen Menschen, kein Tag ist wie der andere und in der Interaktion erhalten die Mitarbeitenden permanent Feedback der Gäste. Die Branche hat im digitalen Bereich immer noch Nachholbedarf. Neue Generationen können zusätzliches Knowhow einbringen, haben Freude in der intuitiven technischen Umsetzung und bringen damit nicht nur weitere Perspektiven, sondern auch mehr Effizienz in die Unternehmen. Hinzu kommt, dass in der Dienstleistung als Team in familiärer Atmosphäre zusammengearbeitet wird. Schaffen die Betriebe es, das Miteinander zu fördern, binden sie die Mitarbeiter aneinander und geben wichtige Ankerpunkte. Fühlen sich die Beschäftigten im Betrieb wohl, können auch sie neue Kollegen aus dem Freundeskreis rekrutieren, denn diese Generation möchte mit Freunden arbeiten.
Die BTG bietet ein umfangreiches Aus- und Weiterbildungsprogramm in Präsenz- und Webformaten. Was wird besonders nachgefragt?
Die Nachfrage geht mit den Herausforderungen tatsächlich Hand in Hand. Wir bilden viele Führungskräfte speziell in Persönlichkeitsentwicklung, Mitarbeiterführung, Kommunikation- und Konfliktmanagement weiter, um ihnen neue Werkzeuge für neue Aufgaben an die Hand zu geben. Auch neues Knowhow in der Digitalisierung wird stark nachgefragt sowie betriebswirtschaftliche Themen wie Kalkulationen.
Was tun Sie darüber hinaus, damit die Betriebe zukunftssicher sind?
Die Anforderungen an die Unternehmer sind tatsächlich enorm. Wir sehen es als unsere Aufgabe, konkret Unterstützung zu geben, indem wir Arbeitsschritte abnehmen. Beispielsweise wählen wir im Branchenpartnermodell Firmen aus der Zulieferindustrie aller Bereiche aus, prüfen diese auf Qualität und verhandeln nach Möglichkeit Vorteile für die Mitgliedsbetriebe. Auf der hierfür eingerichteten Plattform
www.dehoga-branchenpartner.bayern finden die Betriebe eine selektierte Auswahl von Anbietern pro Bereich samt direktem Ansprechpartner und können nach den individuellen Anforderungen ihrer Betriebe Kontakt aufnehmen.
Können Sie abschließend auch einen Praxis-Tipp aus Ihrer Erfahrung mit vielen Best-Practice-Betrieben der Branche geben?
Es empfiehlt sich, immer wieder einmal die Perspektive zu wechseln – den eigenen Betrieb durch die „Gästebrille“ zu betrachten, beispielsweise mit Hilfe des Mystery-Checks und regelmäßigen Mitarbeiterbefragungen, um die Sichtweise des Teams in Prozesse mitaufzunehmen. Nicht alle Lösungen müssen von den Unternehmern selbst kommen, es gibt viele Möglichkeiten, Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Bei den 100-prozentig geförderten Kurzberatungen können Betriebe beispielsweise zwei bis drei Stunden mit einem unabhängigen Branchenprofi, der als Sparringspartner oder Coach fungiert, im eigenen Betrieb über Herausforderungen sowie individuelle Lösungen sprechen.
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