Im Gespräch mit Gernot Reitmaier, Vorstand der Jufa Hotels
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7. Januar 2024„Wenn Familien Urlaub machen, wollen Sie sich auch Zeit für besondere Erlebnisse nehmen“
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or über 30 Jahren entwickelte Gerhard Wendl ein Konzept für familienfreundliche Urlaubsangebote – zunächst beschränkt auf Österreich. Heute ist der CEO der Jufa Hotels Marktführer im heimischen Familien- und Jugendtourismus. Mit über 60 Hotels in weiteren drei Ländern (Deutschland, Liechtenstein und der Schweiz) verzeichnet das Unternehmen heute rund 1,6 Millionen Nächtigungen pro Jahr und beschäftigt über 1.400 Mitarbeiter. Im Gespräch mit Gastgeber Bayern erläutert Vorstand Gernot Reitmaier (Bild) unter anderem das Erfolgsgeheimnis der Unternehmensvision, bleibende Erlebnisse für Jung und Alt zu schaffen.
Gernot Reitmaier (Foto: © JUFA Hotels)
Nach ausdrücklicher Definition der Unternehmensführung repräsentieren die Jufa Hotels keine Hotelkette, sondern vielmehr eine Hotelidee mit der Mission, gemeinsame Erlebnisse und Urlaubsabenteuer für Familien, Freunde und Menschen, mit gesellschaftlicher Verantwortung in vielen Regionen Europas anzubieten. Das unternehmerische Handeln orientiert sich somit stets daran, einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten und regionale Wertschöpfung zu erzielen.
Herr Reitmaier, der Grundstein für Jufa Hotels waren drei Jugendherbergen. Da denkt man – verzeihen Sie den Gedanken – reflexartig an eine lieblose Inneneinrichtung, schmutzige Gemeinschaftsbäder und ungemütliche Schlafsäle. Sind dies überholte Vorurteile?
Auf jeden Fall! Unsere Hotels haben mittlerweile die Zertifizierung mit 3 oder 4 Sternen und bieten vor allem für Familien eine passende, flexible Ausstattung bei einer hohen Servicequalität. Besonders beliebt bei den Jufa Hotels sind die einzigartigen Galeriezimmer für Familien auf zwei Ebenen oder auch die großzügigen Familien-Suiten wie zum Beispiel in unserem 4-Sterne-Jufa-Hotel HafenCity in Hamburg.
Welche Trends beobachten Sie beim Reiseverhalten junger Familien?
Wir stellen fest: Es müssen nicht nur die klassischen Tourismusdestinationen sein. Es geht auch um Geheimtipps mit regionalen Erlebnissen. So erfreuen sich Standorte wie Nördlingen im Ries oder auch Kronach in Oberfranken genauso einer hohen Nachfrage wie Hamburg oder Meersburg am Bodensee. Wenn Familien Urlaub machen, wollen sie sich auch die Zeit für besondere Erlebnisse nehmen – gerne auch abseits von touristischen Pfaden.
Haben Familien je nach Herkunftsland unterschiedliche Präferenzen bei der Urlaubsplanung?
Vielleicht ergeben sich kleine Unterschiede beim Zeitraum der Vorausbuchungen. Aber auch hier müssen wir unterscheiden, ob Urlaub in Deutschland oder Urlaub in Österreich. Wer Urlaub im eigenen Land macht, bucht kurzfristiger. Aber auch die Aufenthaltsdauer spielt eine Rolle im Buchungsverhalten. Generell gilt: Ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis und gute Angebote sind wichtig und werden vermehrt nachgefragt. Was wir beobachten: Deutsche Gäste sind bei der Freizeitgestaltung flexibler und nützen auch Ausflugsmöglichkeiten mit Distanzen zum Hotel. In puncto Sport sind die Gäste aus Deutschland an einem vielfältigen breiten Angebot interessiert: Neben Wandern, Ski- und Radfahren sind auch Themen wie Wassersport oder Ballsport sehr gefragt. Fußball ist ohnehin ein Thema, bei dem Österreich gerne nach Deutschland blickt. Aber wenn, wie jetzt, der Winter vor der Tür steht, freuen wir uns natürlich wieder auf die ersten Skirennen und Schwünge im Schnee.
Wird unsere Gesellschaft „kinderfeindlicher“? Stichwort: „Adults only Hotels“? Oder Altersbeschränkungen in Restaurants…
Ich glaube nicht. Die Vielfalt der Angebote erlaubt vielmehr auch klare Positionierungen. Bei den Jufa Hotels sind Familien sehr willkommen. Ein gezieltes Angebot soll vor allem dieses Gästesegment ansprechen, wie zum Beispiel der Jufa Kids Club beweist. Wir bieten und leben Vielfalt in unseren Hotels. Vom familienfreundlichsten Stadthotel in Hamburg bis hin zum Land(er)leben-Hotel. Vom Streichelzoo im Burgenland nahe der ungarischen Grenze, dem Generationen-Hotel in der steirischen Thermenregion in Bad Radkersburg bis hin zum Hotel mit Natur- und Tagungsschwerpunkt im Siebengebirge bei Bonn.
Wie erfahren Sie, ob sich große und kleine Gäste bei Ihnen wohlfühlen, und wird dieses Kundenfeedback bei der Führung beziehungsweise Neuentwicklung Ihrer Häuser berücksichtigt?
Wir haben sehr früh begonnen, mit Onlineportalen für Gäste-Feedbacks zusammenzuarbeiten und haben vor knapp 20 Jahren damit begonnen, unsere Gäste auf diese Möglichkeit hinzuweisen. In den letzten zwölf Monaten haben wir 35.582 Gästebewertungen erhalten. Davon waren rund 90 Prozent – oder in Zahlen: 31.818 – positiv. Auch unsere Antwortquote liegt mit rund 95 Prozent überdurchschnittlich hoch. Das macht uns auch ein wenig stolz.
Gab es auch Kundenerfahrungen beziehungsweise -wünsche, die Sie überrascht haben?
Die gibt es natürlich. Als wir beispielsweise einmal einen ganzen Ochsen in unserer „Rauchkuchl“ im Schloss Röthelstein grillen sollten, hatten wir doch alle ein kleines Fragezeichen über dem Kopf (lacht). Auch wenn es eine der größten noch aktiven Rauchkuchln Österreichs ist, so war dieser Wunsch dann doch zu groß. Letzten Endes einigte man sich auf klassische Spannferkel, dafür aber in einem größeren Umfang als üblich. Aber oft sind es nicht nur die Gästewünsche, die überraschen können, sondern auch die Gäste selbst. So freue ich mich immer wieder, wenn in einem unserer Hotels zum Beispiel Chöre oder auch Musikgruppen ein spontanes Konzert geben und uns sowie die anderen Gäste überraschen. Das ist nicht nur einmal passiert.
Welche Länder oder Regionen sind als Reiseziel bei Familien derzeit besonders gefragt?
Ob in Deutschland, der Schweiz oder auch Österreich – das Ziel, die eigenen Regionen zu entdecken, erlebt eine starke Nachfrage. Kurze Anreisen, oftmals öffentlich mit der Bahn, werden immer beliebter. Urlaubserlebnisse wie Übernachtungen in einer Festung in Kronach oder auf 1.600 Metern Seehöhe in Malbun (Liechtenstein) unter dem Sternenhimmel sind sehr gefragt bei den Gästen. Das ist schon etwas Besonderes für Groß und Klein. Aber auch die Städte sind bei Familien sehr beliebt. Bei der ersten von den Jufa Hotels beauftragten Studie zum Thema Familien-Städtereisen in Deutschland hat übrigens Hamburg mit 49,4 Prozent vor Berlin mit 36,8 Prozent Platz 1 als Wunsch-Metropole bei Familien belegt. Bei den österreichischen Städten erreichte Wien mit 66,1 Prozent vor Salzburg mit 51 Prozent den ersten Platz unter den beliebtesten Destinationen.
Worauf achten Sie besonders bei der familien- beziehungsweise kindgerechten Gestaltung Ihrer Häuser?
Im Zentrum steht bei uns die Frage: Was sind die nötigen Stellschrauben, damit Familien sich wohl fühlen? Das betrifft Spielräume genauso wie Frühstücksangebote, den Schallschutz oder spezielle Personalschulungen. Natürlich gibt es da ganz viele Stellschrauben. Besonders wichtig sind uns aber die Barrierefreiheit, ausreichend Platz in den allgemeinen Räumen, sowie Indoor- und Outdoorspielräume für Kids – mit einem besonderen Angebot. So gibt es am Standort in Hamburg mehr als 200 Quadratmeter Indoor-Spielfäche oder ein großes Holzspielschiff im Outdoorbereich. Die Spielmöglichkeiten sowie die Gastronomie sind natürlich auch für die regionale Bevölkerung zugänglich. Auch das wird sehr gerne von der Nachbarschaft in Anspruch genommen.
Haben Sie eine Vision, wie Familien in zehn oder 20 Jahren ihren Urlaub verbringen werden?
Nicht nur die Erholung, sondern auch das Erlebnis wird noch mehr an Bedeutung gewinnen. Vielleicht wird das Erlebnis auch öfter mit anderen Familien oder Kindern, auch aus der Urlaubsregion vor Ort, geplant oder in Anspruch genommen. Hierfür werden natürlich vor allem die neuen Medien eine wesentliche Rolle spielen. Das Hotel wird mit seinem Angebot hier auch immer mehr Unterstützer, Serviceplattform und Erlebniscoach sein. Dass dies auch mit einer stärkeren regionalen Vernetzung, regionalen Produkten sowie einer nachhaltigen Anreise verbunden sein wird, zeigt auch schon der heutige Trend.
