m Rahmen der Erhebung sollen neue Lösungen zur Verringerung der Viruslast in der Luft erarbeitet oder bestehende Ansätze aus anderen Bereichen adaptiert werden, die kostengünstig und ohne großen baulichen Aufwand schnell umsetzbar sind“, erklärt Prof. Dr. Gunnar Grün, seit 2016 stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP und Projektleiter der Studie.
Ziel der Wissenschaftler am Standort Valley südlich von München: Die Entwicklung von Empfehlungen und prototypischen Hygienekonzepten für diverse Raumsituationen – von Bars und Kneipen bis hin zu Veran-staltungs- und Konferenzräumen. Dabei sollen in Form eines freiwilligen Baukastens Erweiterungen der funktionierenden Hygie-nekonzepte möglich sein, die nicht verpflichtend angewendet werden müssen.
STAND DES PROJEKTS
Im Filterprüfstand und Modellraum des „In-door Air Test Center“ des Fraunhofer IBP untersuchen die Forschenden derzeit in repräsentativen Szenarien anhand von Corona-Surrogat-Viren die Wirksamkeit und den geeigneten Einsatz von ausgewählten Luftreinigungstechnologien – unter anderem beispielsweise Filter mit HEPA-Klasse oder die Inaktivierung mittels UV-C- oder Plasma-Technologien. Neben der Effizienz und Abbaurate werden auch eventuelle Beiprodukte hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Innenraumluftqualität analysiert. Zusätzliche Simulationen der Luft- und Aerosolausbreitung ermöglichen es den Wissenschaftlern, potenzielle Installationspositionen oder die Anzahl benötigter Geräte zu ermitteln. „Mit den Versuchsdaten werden letztlich auch Simulationsmodelle validiert, die für die Berechnung weiterer typischer Szenarien und die Verwendung in Hygienekonzepten im Gastgewerbe verwendet werden“, erläutert Prof. Grün das Vorgehen.
Bisher konnten bereits erste Untersuchungen mit Corona-Surrogat-Viren umgesetzt werden, sodass nun Versuchsstrategien mit künstlich eingebrachtem Aerosol in ausreichenden Viruskonzentrationen erfolgen können. Orientierende Messungen wurden mit ersten Luftreinigungstechnologien durchgeführt. Es zeichnet sich ab, dass nicht nur die bereits bekannte Abscheidung durch HEPA-Filter bei ausreichendem Luftvolumenstrom die Virenlast reduziert, sondern auch Technologien wie UV-C, Ionisierung oder die Ozon-Luftreinigung eine Wirkung gegenüber den Corona-Surrogat-Viren entfalten.
Luftreinigungsgeräte sind immer in Ergänzung zu den bereits bestehenden Lüftungskonzepten zu sehen, die für die notwendige Außenluft sorgen. Jedoch lassen sich keine pauschalen Aussagen über die Geräte treffen, stellt Prof. Grün fest: „Wer sich überlegt, ein Luftreinigungsgerät anzuschaffen, soll sich vom Verkäufer auch das Sicherheitskonzept und die Geräteeigenschaften erklären lassen und darauf achten, dass das Gerät auch bei mittlerer Betriebsstufe ein ausreichend großes Luftvolumen fördert“, erläutert der Wissenschaftler.
RELEVANTE FRAGEN ZUR KLÄRUNG DES IDEALEN SYSTEMS
Hier eine beispielhafte Auswahl von relevanten Fragen: Entsteht bei der Luftreinigung Ozon und wenn ja, werden dabei die Grenzwerte eingehalten? Wie werden mögliche Beiprodukte, die bei Plasma-/Ionisierung-/UV-C-Behandlung entstehen, zurückgehalten oder abgebaut? Werden die Richtwerte für flüchtige organische Stoffe in dem Einsatzumfeld eingehalten? Ist die UV-C-Strahlung abgeschirmt und das Produkt so sicher, dass die Strahlung nicht in die Umgebung gelangt? Werden beispielsweise bei UV-C-Geräten hocheffiziente und zertifizierte Röhren verwendet? Sind Filter ausreichend effektiv, um die Kleinstpartikel wie Viren auch aufhalten zu können (im Regelfall Güteklasse H13 oder H14). Weisen Filtergeräte darauf hin, dass der Filter nach einer bestimmten Nutzungszeit gewechselt werden muss? Denn wenn die Filter nicht rechtzeitig nach einigen Monaten erneuert werden, können sie selbst wieder zur Quelle von Schadstoffen werden. Ebenso müssen UV-C-Röhren nach einer bestimmten Zeit wieder gewechselt werden, im Regelfall nach circa 8.000 Betriebsstunden. „In der Praxis muss man deshalb auch darauf achten, dass neben den Anschaffungskosten laufende Kosten, beispielsweise für die Erneuerung von Filtern oder UV-C-Röhren, anfallen. Fragen Sie beim Hersteller, wie sich sein Gerät hier verhält.“ Qualitätshersteller legten großen Wert darauf, dass all diese Kriterien im Fokus und sauber belegbar sind, hier ist eine umfassende Konformitätserklärung üblich. „Es ist anzuraten, sich hier genau beim Verkäufer zu erkundigen und sich die Funktionsweise erläutern zu lassen“, betont Grün. Ebenfalls sollte die Lautstärke der Geräte akzeptabel für den Einsatzort sein, das Fraunhofer IBP empfiehlt hier typischerweise Schalleistungspegel kleiner 50 dB(A) für Gasträume.
AUSDEHNUNG DER STUDIE IN DEN KOMMENDEN WOCHEN
Aktuell laufen die Forschungen intensiv weiter. Derzeit werden die Größenordnungen der möglichen Inaktivierung und die entstehenden Beiprodukte untersucht. Zudem werden in den kommenden Wochen sukzessive weitere Technologien in die Studie miteinbezogen. „Wir erwarten konkrete Ergebnisse, wie weit die Viruslast reduziert werden kann und wie effektiv die Technologien damit wirken. Gleichzeitig wollen wir mit unseren Untersuchungen mögliche, auch gesundheitlich relevante Nebenwirkungen betrachten.“ Wenn die erforderlichen Grenzwerte eingehalten werden, überwiege klar der Nutzen dieser Geräte, um die Ansteckungswahrscheinlichkeit zu reduzieren. „Es geht uns als Hotel- und Gaststättenverband darum, praktische Zusatzbausteine für unsere Hygienekonzepte zu bekommen“ erklärt Dr. Thomas Geppert die Beteiligung des DEHOGA Bayern an der Studie. Anfang Dezember überzeugte sich eine Gruppe von Politikern und Ministeriumsvertretern gemeinsam mit DEHOGA Bayern-Präsidentin Angela Inselkammer und Landesgeschäftsführer Dr. Thomas Geppert vor Ort vom Fortschritt der Studie. Das Forschungsprogramm wird mit Fördergeldern des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie unterstützt.