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ie Herbstsaison der Fachkongresse im DACH-Raum ging zu Ende, ich habe einige davon besucht und bin mit vielen neuen Eindrücken, Trends und Entwicklungen für das Gastgewerbe im Gepäck zurückgekehrt. Auch haben wir selbst mit dem DEHOGA Bayern den 7. Bayerischen Gastgebertag mit zahlreichen Fachvorträgen und Keynotes veranstaltet.
Das deutsche Gastgewerbe steht vor ständigen Veränderungen und Herausforderungen, die es zwingen, innovativ zu sein und sich den aktuellen Trends anzupassen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf einige der wichtigsten Entwicklungen, die Gastronomen und Hoteliers im Auge behalten sollten.
DIGITALE TRANSFORMATION
Die Digitalisierung hat das Gastgewerbe revolutioniert. Online-Reservierungen, Lieferdienste und mobile Zahlungsoptionen sind mittlerweile Standard. Die Nutzung von KI und Datenanalysen zur Personalisierung des Gästeerlebnisses wird immer wichtiger. Die Angebote der Zulieferindustrie sind mannigfaltig und für Unternehmer oft schwer zu kategorisieren. Welche digitalen Lösungen benötigt man für den eigenen Betrieb, wie können diese Systeme miteinander verbunden werden, um wirklich eine Arbeits- und Kostenersparnis oder mehr Umsatz zu generieren? Das sind nur einige der Fragen, die dabei auf Entscheider zukommen. Experten empfehlen dabei, mit der Gästebrille auf die viel zitierte „Guest Journey“ zu schauen und ein paar simple Regeln zu beachten:
Bei allen digitalen Entwicklungen, die den Betrieb beziehungsweise den Gästekreis betreffen, gilt es zu bewerten, was von Dauer ist und was vielleicht auch nur ein kurzweiliger Hype. Somit fällt es leichter, Prioritäten zu setzen und gezielt loszulegen.
Individuelle Digitalisierung: Die Möglichkeiten von KI und Datenanalyse sollten dazu genutzt werden, um die persönliche Gästeansprache zu perfektionieren. Jeder Gast schätzt individualisierte Dienstleistungen, er fühlt sich wahrgenommen und gesehen. All das sind hohe Bindungsund Weiterempfehlungsfaktoren. Das Ziel muss dabei sein, die Gäste zu begeistern und so automatisch zu Marketing-Assistenten zu machen.
Maximale Einfachheit: Alle digitalen Anwendungen und Kommunikationsmittel sollen intuitiv, wenig erklärungsbedürftig und einfach zu bewerkstelligen sein. Nur dann kann Akzeptanz in der Anwendung erzielt und dennoch eine Kundenbeziehung aufgebaut werden.
Die Ernährungstrends ändern sich laufend und Restaurants müssen flexibel sein, um den Bedürfnissen ihrer Gäste gerecht zu werden. An den sogenannten Megatrends, die langfristige beziehungsweise dauerhafte Entwicklungen beschreiben, kommt dabei kein Gastronom vorbei.
Regionalität: die Nachfrage nach gesunden frischen Zutaten wächst
weiter. Für viele bayerische Gastronomen sind regionale Lieferantenbeziehungen bereits Tradition und eine Selbstverständlichkeit. Unter dem Motto „Tue Gutes und sprich darüber“ ist es wichtig, diese Angaben auf den Speisekarten sichtbar zu machen oder beispielsweise die Geschichten der Lieferanten zu teilen beziehungsweise den Kooperationspartnern ein persönliches Gesicht zu verleihen. Somit hat der Gast beim Restaurantbesuch das Gefühl eines besonderen Erlebnisses.
Auch nachhaltige Denkansätze wie neue oder traditionelle Zubereitungsarten beispielsweise Fermentieren, die Tierverwertung im Ganzen „from nose to tail“ oder die Verarbeitung alter Gemüse- und Getreidesorten (Biodiversität), finden großen Anklang.
Vegetarische und vegane Optionen sind heute in vielen Menüs zu finden, selbst die großen bekannten Burgerketten sind längst auf diesen Zug aufgesprungen. Pflanzliches Essen ist also kein Nischenprodukt mehr, sondern wird von einer breiten Gästeschicht nachgefragt. Dabei ist Fantasie gefragt, denn das klassische Angebot, der „aufgepeppten Beilage“ ist für Fans der fleischlosen Küche wenig attraktiv. Die Vizepräsidentin des Verbands der deutschen Köche gab in ihrem Vortrag zum Thema „Plant based als Grundlage aller Gerichte, Fleisch als Luxustopping der Zukunft“ den inspirierenden Tipp, bei der Kreation neuer Speisen einen neuen Denkansatz zu verfolgen. Sie empfahl mit dem Ende anzufangen, sprich ein ansprechendes fleischloses Gericht hoher Qualität zu erschaffen, das bereits ohne Fleisch oder Fisch ein Highlight auf der Karte darstellt. Komponenten wie Fleisch oder Fisch können natürlich jederzeit hinzugefügt werden. Ein weiterer Vorteil innovativer fleischloser Gerichte, die Gäste ansprechen, ist der geringere Wareneinsatz. So schlagen Gastwirte gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie begeistern ihre Gäste und können gleichzeitig Kosten sparen.
NACHHALTIGKEIT UND UMWELTFREUNDLICHKEIT
Nachhaltigkeit ist ein weitverbreitetes Schlüsselwort mit zahlreichen Ansätzen im Gastgewerbe. Sie reicht von Umweltaspekten wie Energieeffizienz, Müllvermeidung und Lebensmittelverwertung über eine ökonomische Betriebsführung bis hin zu sozialen Aspekten. Der Kern des Nachhaltigkeitsgedankens ist in privat geführten Unternehmen schon lange stark verwurzelt. Familienbetriebe denken in Generationen, binden lokale Gewerke vom Lieferanten bis zum Handel, Handwerk und andere Dienstleister mit ein und beschäftigen Mitarbeitende aus der Region sowie der ganzen Welt. Neu ist, das Vorgehen greifbar und transparent zu machen, denn Mitarbeitende achten verstärkt bei ihrer Wahl des Arbeitgebers auf die Denkhaltung der Betriebe zum Thema Nachhaltigkeit. Zahlreiche Firmen buchen ausschließlich in Unternehmen, die ihren CO2-Fußabdruck kennen, da sie selbst Nachhaltigkeitsbewertungen unterliegen. Experten sind sich einig, dass zukünftig auch vermehrt Privatreisende unter nachhaltigen Gesichtspunkten ihre Hotels und Restaurants wählen werden. Viele gute Gründe sich dem Thema intensiv zu widmen. Für die Fachleute steht fest: Nachhaltigkeit ist in erster Linie Chefsache, nur dann kann das Konzept authentisch und ehrlich sein sowie umgesetzt werden.
Insgesamt sind Unternehmer gefordert weiterhin flexibel, innovativ und kundenorientiert zu sein, um den sich ständig ändernden Anforderungen gerecht zu werden. Diejenigen, die sich auf diese Trends und Innovationen einstellen, haben die besten Chancen auf Erfolg in dieser spannenden Branche.