E
s gibt Restaurants, Biergärten, Imbissbuden – und es gibt Food Trucks. Sie sind die junge, hippe Antwort auf einen Zeitgeist, der Vielfalt verlangt, Abwechslung, Flexibilität – aber auch authentisches, gutes Essen. Food Trucks finden sich an stark frequentierten Orten mit viel Laufkundschaft, sie rotten sich auf Food Truck Festivals zusammen, ersetzen schon die ein oder andere Kantine und geben Festen den richtigen Glanz.
Egal ob Firmenfeier, Geburtstag, Hochzeit oder, ja, sogar Scheidungsfeier: Mit einem Food Truck erhält ein Event den gewünschten Glam-Faktor. Kein Wunder, dass es bei so viel Truck-Euphorie unzählige verschiedene Anbieter gibt. Kunden haben die Qual der Wahl – aber oft nicht den richtigen Durchblick. Diese Lücke schließt das Unternehmen Food Trucks United. Über die Plattform können Interessenten mehr als 100 Food Trucks kontaktieren, Angebote einholen und Buchungen abschließen.
Der Kopf hinter dem Konzept ist Franziska Weidner. Die junge Power Frau ist gewiss kein „Trucker Babe“. Eher ein fleischgewordener Dartpfeil, der fokussiert sein Ziel verfolgt – und trifft. In ihrem früheren Leben als Eventmanagerin bei der Allianz-Arena stürzte sie die Corona-Krise in erdrückende Langeweile. Statt mit ihren Kollegen die Zeit tot zu schlagen, half sie ihrem Vater im Food Truck. Als „Herr von Schwaben“ beglückt er das Land mit Maultaschen, Spätzle, Würstl und mehr. Die Arbeit brachte Spaß und die Erkenntnis: Viele Food Trucker touren als Einzelkämpfer durchs Land und sind für Interessierte oft gar nicht sichtbar. Mit der Plattform „Food Trucks United“ gibt Weidner ihnen einen einheitlichen Vertriebskanal. Für die Zahlung eines Mitgliedbeitrags kümmert sie sich um Marketing, Buchungsanfragen, Organisation und Abwicklung. Ihren alten Job hing sie an den Nagel und stürzte sich in das Abenteuer Selbständigkeit. Ihr Vater stärkt ihr als Geschäftspartner den Rücken.
Die Resonanz der anderen Trucker: zunächst skeptisch. Was will diese junge Frau? Doch schnell wird klar: Weidners Organisationstalent spült Geld in die Kasse. Schon bald werden große Aufträge an Land gezogen. Eine Folge der Corona-Pandemie: Restaurants und Kantinen sind geschlossen. Die Menschen wollen dennoch satt werden, gut essen und freuen sich über Abwechslung. Mit „Food Trucks United“ können sie die ganze kulinarische Bandbreite abrufen: egal ob Pizza und Pasta, Bowls und Burger, Eiscreme, Fusionküche oder tibetanische Teigtaschen.
Eine Welle des Erfolgs schwappt über Weidner hinweg. Der Preis? Wenig Schlaf, kaum Zeit für soziale Kontakte, Gewichtsverlust und ein völlig neues Tochter-Vater-Verhältnis. „Rückblickend betrachtet würde ich nicht noch mal mit einem Familienmitglied ein Unternehmen gründen. Die Kommunikation, das ganze Miteinander dreht sich nur noch um das Geschäft.“, gibt Weidner zu bedenken.
Nicht nur die Abwicklung der Aufträge verlangt Zeit und Kraft. Quasi rückwirkend muss ein Businessplan erstellt werden. Der Umgang mit Bürokratie, Steuer und die Beantragung von Fördermitteln brauchen Zeit und Zuwendung. Was hätte ihr in den Anfängen ihrer Gründung geholfen? „Eine zentrale Anlaufstelle für wirklich wesentliche Informationen. Die fehlt in Deutschland. Das würde es Gründern hierzulande viel einfacher machen.“
Doch mit der Erfahrung kommt auch mehr Struktur in interne Abläufe: Prozesse werden angepasst, Geschäftsbereiche aufgeteilt, Mitarbeiter systematisch zugeteilt. Der Vater hat im Gastronomiebereich die Führung inne, die Tochter im Bereich Planung, Organisation und Logistik. Bis zu 4.000 Personen lassen sich mit einem Food Truck pro Tag bewirten. Da muss an alles gedacht sein: Zutaten und Getränke, Geschirr, Abfallsystem, Strom und vieles mehr. Lässt sie sich auch gerne am Truck bewirten? „Auf jeden Fall. Am liebsten beim ‚Tibetan Deli‘ in München.“
Sind Food Trucks ein international erfolgreiches Phänomen? Ein Blick über die Grenze zeigt: Nein. Kundenwünsche, Kaufkraft und Essverhalten sind überall anders und fördern oder bremsen den Trend. „In Griechenland sind Food Trucks kaum bekannt“, so Weidner. „Auch in Italien sieht man die kaum. Hier ist die Struktur eine andere: Man macht Mittags Siesta, geht nach Hause und isst dort, statt in einer Kantine oder an einem Truck.“
Weidner will mit ihrem Unternehmen weiter wachsen und hat viele Ideen für die Zukunft. Ihre Tatkraft wurde jüngst mit dem Sieg beim Gastro-Gründerpreis auf der Internorga gewürdigt. Die Auszeichnung bringt Geld – aber vor allem mediale Strahlkraft, von der „Food Trucks United“ nur profitieren kann.
Viele Food Trucks auf einen Klick
Jetzt plötzlich Appetit auf Trucker Food? Über eine eigene App informiert „Food Trucks United“ stets aktuell über die Standorte der einzelnen Trucks. Am besten: ranfahren und reinbeißen.