ie Systemrelevanz des Gastgewerbes für den bayerischen Freistaat, die Angleichung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie auf sieben Prozent sowie die Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes waren drei der Hauptthemen beim dritten Bayerischen Gastgebertag.
Rund 600 Vertreter der bayerischen Gastronomie und Hotellerie hatten sich in Mittelfranken zusammengefunden, um einen Tag über die Zukunft des Gastgewerbes zu debattieren.
Unterstützung seitens Ministerpräsident Söder
Der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder betonte in einer Videobotschaft die große Bedeutung des bayerischen Gastgewerbes und verdeutlichte seine Haltung mit dem Satz: „Auch hohe Politik kommt ohne Wirtshaus- und Gastkultur nicht aus.“
Er äußerte Verständnis für Hoteliers und Gastronomen, die oftmals unter harten Bedingungen ihre Betriebe führen. Dabei nannte der Ministerpräsident vor allem die Entmutigung durch ausufernde Bürokratie, die neuen Herausforderungen der Digitalisierung sowie die Notwendigkeit kleinerer Betriebe, sich gegen „die Großen“ in der Branche durchzusetzen. Zuletzt sicherte er der Branche weiterhin seine Hilfe zu, wenn es um die Rettung der bayerischen Wirtshauskultur gehe – dabei erinnerte er an das von ihm initiierte Gaststättenmodernisierungsprogramm. Auch beim Thema Entbürokratisierung könne sich das Gastgewerbe auf seine Unterstützung verlassen
Inselkammer: Kämpferischer Einsatz für die Ziele des Verbandes
Angela Inselkammer, Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Bayern, stimmte Söder in Bezug auf die große Bedeutung des Gastgewerbes in Bayern zu und bezeichnete jenes als die Grundlage für ein lebenswertes Bayern. Den Fokus ihrer Rede legte die Präsidentin auf die Forderung „Gleiche Steuern für Essen“; so forderte sie einen einheitlichen Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent, unabhängig davon, wo gekauft, wie zubereitet und wie gegessen werde. Neben Gründen der Fairness betonte Inselkammer den Aspekt der Nachhaltigkeit: „Wer auf Nachhaltigkeit setzt und das Klima schützen will, muss unser Gastgewerbe erhalten bzw. fördern. Wir sind nachhaltig“. Man arbeite Hand in Hand mit den Bauern, veredele heimische Produkte und biete wundervolle Ausflugs- und Erholungsziele in der Region an. „Im ländlichen Raum sind wir die regionalen Wirtschaftsmotoren. Zugleich achten wir darauf, dass unsere Heimat unter unserem Handeln möglichst wenig negativ beeinflusst wird. Weil: wir leben nicht nur hier, sondern unser ganzes wirtschaftliches Handeln beruht auf einer intakten Umwelt“, so Inselkammer weiter. Kämpferisch zeigte sie sich auch bei den beiden anderen politischen Hauptforderungen des Verbandes, einem flexibleren Arbeitszeitgesetz sowie einer Umgebung, die mehr Raum für selbstverantwortliches Handeln zulässt.
Mischtisch als gewinnbringendes und neues Gästeformat
Die Präsidentin stellte auch die neue Initiative „Mischtisch“ vor, die einen Gemeinschaftstisch unter einheitlicher Kennzeichnung der teilnehmenden Restaurants bedeutet. Der Mischtisch ist ein offener Tisch für Touristen oder Einheimische, Alleinstehende oder Pärchen, Jüngere oder Ältere. Die Kampagne ist für Gastronomen von Vorteil: Sie bringt mehr Gäste, mehr Umsatz, eine höhere Kapazitätsauslastung und ein Alleinstellungsmerkmal. Inselkammer ermutigte die anwesenden Gastronomen und Hoteliers während ihrer gesamten Rede, selbstbewusst in die Zukunft zu gehen.
Zusammenhalt der Branche unverzichtbar
In seinem Grußwort erinnerte Dr. Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des DEHOGA Bayern, daran, dass der Zusammenhalt der Branche von großer Bedeutung für eine erfolgreiche Zukunft sei. Schon jetzt sei eine Dynamik in Politik und Öffentlichkeit zu spüren. Jedoch gebe es weiterhin viel Handlungsbedarf in Bezug auf politische Rahmenbedingungen, wie Steuergerechtigkeit, Wertschätzung, Ökologie, Zukunftssicherung von Familienbetrieben und Restaurants.
Im weiteren Programm führten Geppert und Frank-Ulrich John, Moderator des Bayerischen Gastgebertages, live eine Online-Befragung des Publikums durch. Die Befragung zu diversen Branchenthemen zeigte eindrucksvoll auf, wo Handlungsbedarf herrscht.
Geppert zog Bilanz: „Die größten Bauchschmerzen bereiten den Unternehmern der Mitarbeitermangel, das starre Arbeitszeitgesetz, die unverhältnismäßige Bürokratie und die ungleiche Besteuerung auf Essen“. Falls die geforderte Gesetzesänderung von 19 auf sieben Prozent für Essen beschlossen würde, würden 46 Prozent der Befragten ihre Mitarbeiter höher entlohnen und 44 Prozent würden Investitionen tätigen.
Beim Branchentag wurde auch deutlich, dass ohne Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes harte Konsequenzen drohen: 41 Prozent der Betriebe würden in diesem Fall ihre Öffnungszeiten einschränken und 39 Prozent ihr Leistungsangebot verringern. Weiterhin trat zutage, dass erst zwölf Prozent der Befragten eine spezielle Wochenend- oder Feiertagskarte mit höheren Preisen haben. „Die Betriebe haben hierbei Angst vor Ablehnung durch ihre Gäste; sperre ich mich am Wochenende jedoch aus meiner Wohnung aus oder möchte ins Kino gehen, ist der zu zahlende Aufpreis wie selbstverständlich. Auch wir müssen uns trauen, unsere Dienstleistungen an besagten Tagen mit Aufschlägen anzubieten“, so Geppert.
Auf dem Programm standen außerdem spannende Vorträge, beispielsweise von Bestsellerautor und Ex-Geheimagent Leo Martin sowie dem renommierten Neurowissenschaftler Dr. Volker Busch. In Fachvorträgen wurde über Themen wie Digitalisierung, Zukunftsentwicklung, Influencer-Marketing und Kassenführung diskutiert.
DEHOGA Landesdelegiertenversammlung: Präsidium im Amt bestätigt
Bei der Landesdelegiertenversammlung des DEHOGA Bayern standen außerdem Wahlen an. Dabei wurde Angela Inselkammer (Brauereigasthof Hotel Aying, Aying) als Präsidentin des DEHOGA Bayern bestätigt. Auch wurden Thomas Förster (Serways Tank- und Rastanlagen Nürnberg Feucht und Kammersteiner Land, Feucht und Bratwurst Röslein, Nürnberg) als 1. Vizepräsident sowie Andreas Brunner (Brunnerhof, Arnschwang) als 2. Vizepräsident von den Delegierten wiedergewählt und dürfen ihre Ämter weitere drei Jahre ausführen. Jürgen Lochbihler (Der Pschorr, München) bleibt dem Verband als Schatzmeister ebenso wie Ralf Barthelmes (Restaurant Martinz, Würzburg) als Schriftführer erhalten. Auch in ihren Ämtern als Landesrevisoren wurden Leo Dietz (Howdy GmbH, Augsburg), Stephan Ertl (Hotel Ertl, Kulmbach) sowie Eberhard Imhof (Hotel Gasthof „Zum letzten Hieb“, Gemünden) bestätigt.