Julia Schiffer: Frau Mahnke, wie gehen Sie das Thema Mitarbeitergewinnung konkret an?
Nina Mahnke: Zunächst ist es mir wichtig, dass wir uns auf das Wesentliche fokussieren. Nach außen hin können die größten Employer Branding- und Recruiting-Kampagnen gefahren und nachher über Social Media kommuniziert werden, die aber nichts bringen, wenn es im Inneren nicht stimmt. Auch intern muss eine gute Basis geschaffen werden – Stichwort: zufriedene Mitarbeiter –, bevor man nach außen geht und das kommuniziert. Als Personal-Team überlegen wir uns, was die Bewerber von uns brauchen und was wir Ihnen als Unternehmen im Gegenzug geben möchten. Da kommen dann schnell auch „weiche Faktoren“ auf. Hierzu zählen Faktoren wie Sicherheit, aber auch menschliche Bedürfnisse wie Herzlichkeit. Entsprechend agieren wir dann ab dem ersten Kontakt mit unseren Bewerbern zielgerichtet. Ein weiterer Punkt, der sich in der Vergangenheit als hilfreich erwiesen hat, sind kurze Wartezeiten: Bei uns im Unternehmen wartet kein Bewerber länger als 48 Stunden auf eine Rückmeldung. Sollte jemand in die engere Auswahl kommen, bieten wir mittlerweile hauptsächlich einen ersten Video-Call an, sodass der erste Austausch und das erste Kennenlernen wirklich schnell von statten geht.
Julia Schiffer: Es geht also um die Feinheiten…
Nina Mahnke: …auf jeden Fall. Bewerbungsprozesse sind schlicht und einfach auch mit einem menschlichen Austausch verbunden – das muss auch so betrachtet werden. Beispielsweise sagen wir zu einem Bewerber nicht „Komm zum Bewerbungsgespräch“, sondern „Komm zum Kennenlernen“. Das ist schließlich ein beidseitiges Geben und Nehmen, aber diese feine Nuance in der Namensgebung macht oft den Unterschied. Darüber hinaus sollen die Bewerber bei einem Probetag auch möglichst viele Kollegen kennenlernen, beim Mittagessen dabei sein, sodass sie nicht nur ihre spätere Tätigkeit, sondern auch das gesamte Umfeld kennenlernen.
Julia Schiffer: Es klingt nach einer schönen Grundeinstellung, zu sehen, wie man jemanden im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit glücklich machen und ihn als Mensch wertschätzen kann. Man bewirbt sich ja auch als Arbeitgeber bei den Kandidaten, möchte sich gut präsentieren, aber trotzdem authentisch bleiben.
Nina Mahnke: Genau, von Anfang an zuverlässig und strukturiert sein, konkrete Termine nennen, wenn es um weitere Gespräche geht oder der Bewerber Feedback erhalten möchte – also beispielsweise „wir melden uns Dienstag“ und nicht einfach „im Laufe der nächsten Woche“. Dann muss ich mich als Personaler aber auch daran halten, sonst sind meine Bemühungen umsonst gewesen, wenn ich nicht das liefere, was ich verspreche.
Julia Schiffer: Da gebe ich Ihnen Recht. Aber gehen wir nochmal einen Schritt zurück: Wie handhaben Sie Bewerbungen? Bewerben sich die Kandidaten bei Ihnen klassisch über Ihre Homepage oder sind Sie auch schon neue Wege gegangen zum Beispiel über Apps oder mithilfe Instant Messanger bequem vom Handy aus?
Nina Mahnke: Wir arbeiten mit einer klassischen Bewerbermanagementsoftware, in welcher alle Informationen gebündelt werden. Bewerbungen über unsere Homepage sind aus Datenschutzgründen immer eine sichere Bank, da der Bewerber das Häkchen vor dem Absenden setzen muss. Aber auch per Instant Messanger ist dies mittlerweile möglich. Hier werden die gleichen Fragen gestellt, die wir vorab auch auf unserer Website stellen, nur in Form eines Chatverlaufs. Das sind beispielsweise Fragen wie „Bist du ein Tag- oder Nachtmensch?“. Der Bewerber antwortet darauf und schick seine Unterlagen einfach per Handy mit.
Julia Schiffer: Ich denke, technische Neuerungen bei Bewerbungen sind Veränderungen, die besonders die jüngere Generation wertschätzt. Wir sind heute ständig erreichbar und Tagesabläufe sind nicht mehr so einheitlich wie früher. Dann können gerade junge Bewerber beim Scrollen in der Bahn oder von jedem anderen Ort aus auch mal abends um 22 Uhr ihre Bewerbungen absenden.
Nina Mahnke: Absolut. Viele haben gar keinen Laptop mehr und agieren fast nur noch über Handy und Tablet. Darauf müssen wir einfach reagieren. Worauf wir die letzten zwölf Monate auch gesetzt haben, ist eine verstärkte Präsenz bei Netzwerkveranstaltungen. Dadurch wurden wir auch medial sichtbarer – dies hat sich wiederrum positiv auf die Zahl der Initiativbewerbungen ausgewirkt, die enorm gestiegen sind.
Julia Schiffer: Apropos reagieren: Viele junge Bewerber wünschen sich vor allem individuelle Förderungsmöglichkeiten beziehungsweise formulieren die Erwartungshaltung, nicht mehr in ein „Schema F“ gepresst zu werden. Wir gehen Sie diese neue Herausforderung an?
Nina Mahnke: Jeder Mitarbeiter muss einfach individuell betrachtet werden – hat jemand Lust, sich in vielen Bereich weiterzuentwickeln? Möchte jemand Spezialist in einer Sache sein? Ist vielleicht auch jemand dabei, der weniger Entwicklung haben möchte, auch das ist – offen gesprochen – vollkommen legitim. Wir haben im Unternehmen letztes Jahr viele Trainings und Workshops zu den unterschiedlichsten Themen angeboten und durchgeführt. Neben klassischen Produktschulungen und Produkttrainings, sind auch immer mehr digitale Skills von Vorteil, wie Excel, Powerpoint und ein gutes Selbstmanagement via Outlook. Ein ganz neues Angebot ist ein Training zur Persönlichkeitsentwicklung – dem „Happiness Factor“. Einige Länder berechnen das Happiness Level ihrer Bevölkerung – in Deutschland ist es bisher meist das Bruttoinlandsprodukt (lacht). Das sollte sich ändern.
Julia Schiffer: Mit den ganzen Bemühungen und Angeboten verbessert sich die Mitarbeiterbindung messbar, oder? Ich kann mir vorstellen, dass viele Mitarbeiter lange in Ihrem Unternehmen verbleiben, nicht zuletzt dank der vielen Angebote.
Nina Mahnke: Definitiv. Wir haben eine durchschnittliche Betriebszugehörigkeit von sechs Jahren. Klar hat die Corona-Pandemie einiges durcheinandergewirbelt – wie in allen Branchen – aber im Großen und Ganzen würde ich behaupten, dass wir unsere Mitarbeiter verhältnismäßig lange halten können. Und das freut uns natürlich, denn das ist die Bestätigung für unsere Arbeit und lässt auch das Betriebsklima stets besser werden.
Julia Schiffer: Eine Win-win-Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Stichwort Corona-Pandemie: Die Hotel und Gastro-Branche hat natürlich schwer gelitten. Wie haben Sie diese Zeit gestaltet?
Nina Mahnke: Wie in vielen anderen Betrieben auch war der Großteil unserer Mitarbeiter in Kurzarbeit. In dieser Zeit haben wir regelmäßig Video-Calls gemacht, Online-Treffen und Sprechstunden angeboten, um die Leute trotzdem abzuholen und auch das Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. Die Auszubildenden waren die komplette Zeit vor Ort. Sie haben sich verschiedener Projekten angenommen und dabei auch Verantwortung übernommen, selbst ohne den gewohnten Rhythmus mit unseren Gästen. Da war eine sehr gute Strategie, denn wir haben nicht nur von den Auszubildenden, sondern auch von deren Eltern widergespielt bekommen, dass der Arbeitsrhythmus Struktur in eine ungewisse Zeit gebracht und damit die jungen Menschen in ihrem erwachsen werden begleitet hat.
Julia Schiffer: In einem Betrieb gibt es viele verschiedene Berufe und Positionen. Gerade im Hinblick auf die Führungskräfte hat sich in den letzten Jahren auch viel getan, was Anspruch und Coaching angeht…
Nina Mahnke: In diesem Bereich hat sich in den letzten Jahren in der Tat viel getan: Es ist viel menschenorientierter geworden, der einzelne Mitarbeiter rückt stärker in den Fokus. Als Führungskraft geht es heute häufig darum, eine positive Grundeinstellung zu haben und zu vermitteln. Und dann das bestmögliche Potenzial nicht nur aus sich selbst, sondern auch aus seinem Team und den einzelnen Mitarbeiternzu schöpfen. Das ist natürlich anstrengend und man braucht einen langen Atem. Dennoch ist der Lohn dafür eine extrem solide Basis für die Beziehung zwischen Team und Führungsebene.
Julia Schiffer: Stichwort Talentmanagement.
Nina Mahnke: Genau. Wir haben unser Talentmanagement im letzten Jahr gestartet und treffen uns ein Mal pro Quartal mit jeder Führungskraft und besprechen die einzelnen Mitarbeiter aus dem Team. Was kann die Person besonders gut? Was sind denn die Motivationsfaktoren dieser Person? Der nächste Schritt ist dann der Blick in die Zukunft: Was muss die Führungskraft tun, damit es auch so bleibt? Braucht vielleicht auch die Führungskraft eine Hilfestellung? Diese Punkte muss man schon sehr vorausschauend planen.
Julia Schiffer: Ein großes Thema bei allen Bewerbern, Mitarbeitern und nicht zuletzt den Führungskräften ist ein attraktives Gehalt. Welche weiteren Benefits können Unternehmen ihren Mitarbeitern bieten, die sich zwar nicht auf dem Gehaltszettel niederschlagen, aber die Mitarbeiter dennoch glücklicher machen?
Nina Mahnke: Da gibt es sehr viele Ansätze. Für unseren Betrieb hat sich eine qualitativ hochwertige Mitarbeiterkantine als absolut hilfreich und zufriedenstellend erwiesen. Hierzu eine lustige Anekdote: Eine Kollegin aus meinem Team wollte für den nächsten Tag ins Homeoffice gehen und eine andere Kollegin antwortete ihr „Aber morgen gibt es doch Lasagne!“ (lacht). Da weiß man, dass eine gute Verpflegung wirklich etwas ausmacht und die Menschen zufriedenstellt. Wir möchten in der Hospitality die Gäste ja auch zufriedenstellen – warum dann nicht auch die Mitarbeiter? Darüber hinaus bieten wir allen Mitarbeitern 50 Prozent Preisnachlass in unseren Outlets auf Mahlzeiten – plus weitere vier Personen. Zudem gibt es noch viele weitere Kleinigkeiten, die den Alltag erleichtern, zum Beispiel die kostenfreie Reinigung der Dienstkleidung, die selbstverständlich gestellt wird, und der Businessoutfits, Sportangebote, Rabatte bei kooperierenden Unternehmen, gemeinsame Ausflüge wie auf die Wiesn und vieles mehr.
Julia Schiffer: Ein letzter spannender Punkt zum Schluss: Stichwort „Work-Life-Balance“ – wie gehen Sie dieses Thema an?
Nina Mahnke: Hier gibt es meiner Meinung nach viele kreative Ansätze. Besonders die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten, schätzen viele. Nicht nur wegen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern auch zur Vereinbarkeit von Sicherheit und Spaß. Manche möchten nebenbei noch ihrem Hobby oder einer anderen Tätigkeit nachgehen. Es gibt viele verschiedene Lebensmodelle und es gibt auch hierzu Lösungen. Das Thema Vier-Tage-Woche ist in der Hotellerie prinzipiell machbar, bedarf aber natürlich weitaus mehr Planung als vielleicht in anderen Branchen. Aber das ist nur ein Aspekt von vielen, der uns als Personaler zur Verfügung steht.
Im Platzl Hotel im Herzen Münchens und im Marias Platzl Hotel trifft Tradition auf Moderne und Regionalität. Die Nähe zur bayerischen Lebensart wird auch in den zugehörigen Wirtshäusern (Ayinger am Platzl & Ayinger in der Au), Bars (Josefa Bar & Platzl Karree), den Veranstaltungsräumen und dem Fine Dining Restaurant, der Pfistermühle, sichtbar. www.platzltalente.de