o friedlich wie in diesem Rührstück aus Eckkneipen oder Sonntags- Tatort geht es in Hotellerie und Gastronomie nicht immer zu. Was tun, wenn Rudi uneinsichtig ist, viele Rudis sich daneben benehmen und alle anderen richtig genervt sind?
Keine Droge erfreut sich so großer Beliebtheit wie Alkohol. Auch wenn der jährliche Bierkonsum in Deutschland zurückgeht, so liegt er im internationalen Vergleich noch immer auf Champions-League-Niveau. Auf immerhin 102 Liter im Durchschnitt beziffert der europäischen Brauerverband Brewers of Europe den Pro-Kopf-Bier-Verbrauch in Deutschland. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung werden jährlich in Deutschland durchschnittlich 136 Liter Alkohol getrunken. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Badewanne fasst 150 Liter.
Das Leben in einem solchen Hochkonsum- Land hat zwangsläufig Folgen für den Umgang mit Menschen. Insbesondere für die Menschen, die hinter Tresen stehen, bis spät abends an der Hotelbar und anderswo. Menschen, die das x-te Tablett frisch Gezapftes an jenen Tisch bringen, der den ganzen Raum beschallt. Der Umgang zwischen Nüchternen und Alkoholisierten war, ist und bleibt eine Herausforderung.
Doch was kann man tun, wenn die Rudis dieser Welt der ebenso festen wie lauten Überzeugung sind, dass sie noch lange nicht genug haben, dass die Party jetzt erst richtig los geht? Und überhaupt: Soll der Weihnachtsmann doch einfach einen mittrinken anstatt hier miese Stimmung in die gute Laune zu bringen. Prost!
„Trunkenbolde soll man freilich fliehn und ihren Umgang, wenn man kann, vermeiden; ist dies aber durchaus unmöglich, so bedarf es wohl keiner Erinnerung, dass man sich hüten müsse, von ihnen zur Untugend verführt zu werden.“ So lesen wir beim Altmeister Adolph Freiherr Knigge. Für alle hart arbeitenden und manchmal Schrott genervten keine wirkliche Alternative: Die Flucht.
In den Brauereien Düsseldorfs gilt hingegen: Angriff ist die beste Verteidigung frei nach dem Motto: Trink doch eene mit! Und so tranken Gäste und Kellner auch mal zusammen ein Bier. Das hatte den Vorteil, dass man eine gemeinsame Sprache sprach: hart, herzlich und laut. Und wenn Rudi den Bogen überspannte, holte ihn der Köbes (So nennen die Düsseldorfern ihre Kellner) auf den nüchternen Boden der Tatsachen. Schluss jetzt! Das Harte aber Herzliche haben sich die Köbese bis heute beibehalten, auch wenn sie kaum noch mittrinken.
Hart aber herzlich. So lautet auch für den Rest der Republik meine Maxime im Umgang mit laut und rücksichtslos. Eine freundschaftliche Warnung für alle, die auf dem Weg des Lasters torkeln und nicht mehr Herr ihrer vernebelten Sinne sind. Handelt es sich um viele Rudis halte ich es mit der Empfehlung einer befreundeten Wirtin: „Moritz, in jeder Gruppe gibt es immer jemanden dem Lautstärke und Themenwahl der eigenen wilden Horde genauso auf den Zeiger geht wie einem selbst. Die musst Du freundlich aber bestimmt ansprechen und es kehrt Ruhe ein. Zumindest für 5 Minuten.“ Humor schadet irgendwie nie, dachte ich.
Bei manchen Trunkenbolden vergeht aber selbst Profis wie Moni das Lachen. Aggressionen wie verbale oder gar körperliche Übergriffe sind sofort humorlos zu ahnden. Kraft klarer Ansage und in seltenen Fälle gar mit kräftigen Armen.
Gut, dass Alkohol nicht nur aggressiv sondern auch sentimental macht. Das sollte man sich zu Nutze machen. Weil Arm-in-Arm schöner ist als Faust-auf-Faust. Ein gutes Nähe-Distanz-Gefühl hilft eben immer. Auch gegenüber denen, die Distanz nur noch lallen und schon gar nicht mehr buchstabieren können. Hicks.
Moritz Freiherr Knigge gibt bei „Gastgeber Bayern“ Antworten für Gastgeber. Haben auch Sie eine Frage? Dann schreiben Sie an f.john@gastgeber.bayern.