n lebendig inszenierten Räumen werden die Besucher auf eine spannende Zeitreise eingeladen, die 250 Jahre Tourismusgeschichte aus der Sicht der Reisenden, wie der Gastgeber erzählt: Die Zeitreise beginnt als die Alpen noch als „erschröckliches Gebirg“ gefürchtet und Reisen über den Gebirgszug mühsam waren. Dann aber färbte die Romantik die Berge schön, man begann auf Kur zu fahren – staunend über das Tempo der Eisenbahn, die die Entfernungen schrumpfen ließ. Konservative Kreise sahen mit den Fremden schädliche Ideen und moralischen Verfall ins Land kommen, stemmten sich aber vergebens gegen die neue Zeit. Verschönerungsvereine entstanden, Alpenvereine erschlossen die Bergwelt, der Beginn des 20. Jahrhunderts brachte eine erste Blütezeit.
Die Ausstellung im Touriseum erzählt auf seinem unterhaltsamen Parcours über zwei Stockwerke, wie sich das „Heilige Land Tirol“ in eine boomende Tourismusregion verwandelte und wie sich seine Landschaft und seine Bewohner dadurch veränderten. Die Besichtigungstour endet mit einer „Fahrt“ durch Südtirol auf dem größten Tourismusflipper der Welt, dem „Südtirol-Spiel“. Kinder und Erwachsene lieben das Ziehen und Kurbeln an dem überdimensionalen Holzflipper mit über 20 Quadratmetern Fläche. Als kleine Kugel begeben sich die Besucher auf eine ironische Reise durch die Tourismuslandschaft, entscheiden mittels händisch zu bedienender Weichen, welchen Weg sie nehmen wollen: zum Skifahren über die Kamelbuckel, zum Feiern ins Après-Ski, oder doch lieber zu König Laurin über den Klettersteig.
DIE ENTWICKLUNG DES TOURISEUMS
Untergebracht im eigens dafür restaurierten Schloss Trauttmansdorff, inmitten der Gärten von Trauttmansdorff, sind Touriseum und Gärten von Beginn an ein „Erlebnis-Ort“. Das Projekt startete Ende der 1990er-Jahre bei Null und ohne Sammlung. 2021 umfasst die Datenbank bereits über 22.000 Objekte mit Bezug zur regionalen Tourismusgeschichte. Neben dem Sammeln, Bewahren und Vermitteln gehört auch das Forschen zu den Kernaufgaben eines Museums. In den letzten Jahren hat das Touriseum das Augenmerk seiner Forschung auf die „Bereistenforschung“ gelegt. So wurde zur Erfassung tourismusgeschichtlich relevanter lebensgeschichtlicher Erinnerungen auch ein Zeitzeugen-Archiv aufgebaut und das Leben sowie die Arbeit in familiengeführten Tourismusbetrieben aus der Sicht unterschiedlicher Generationen in Südtirol erforscht. In seinem jüngsten Forschungsprojekt hat das Touriseum den Lebens- und Arbeitsalltag von Bediensteten in den Tiroler beziehungsweise Südtiroler Hotels zwischen 1880 und 1939 beleuchtet.
Ziel des Museums ist es, möglichst viele Menschen für das komplexe Thema Tourismus zu sensibilisieren. Dieser betrifft in direkter oder indirekter Weise neben den Touristen im Land die gesamte Bevölkerung. Die Besucher sollen das Tourismusmuseum mit konstruktiven Gedanken verlassen. Das Museum versteht sich als eine Art „Kontakt-Zone“, in der Reisende und Bereiste zusammentreffen und sich auf Augenhöhe begegnen. Mit der Chance, eingefahrene Meinungen, mitunter Vorurteile oder auch gängige Klischeebilder aus der Sicht des jeweils anderen zu sehen und vielleicht besser zu verstehen. Denn der Tourismus selbst ist im kontinuierlichen Wandel und von Einheimischen und Gästen nicht nur positiv bewertet – Stichwort Overtourism.
SONDERAUSSTELLUNG 2021: REISEGEPÄCK IM WANDEL DER ZEIT
Koffer sind das Symbol fürs Reisen schlechthin. In Form und Material an die Verkehrsmittel ihrer Zeit angepasst, haben sie viel zu erzählen. Wie reiste man „mit großem Apparat“, wie mit leichtem Gepäck? Wer ließ tragen und wer schleppte selbst? Was verraten Koffer und Taschen über ihre Besitzer? Die aktuelle Sonderausstellung „Packen, schleppen, rollen - Reisegepäck im Wandel der Zeit“ mit Exponaten aus über 250 Jahren ist voller Geschichten übers Unterwegs-Sein. Weitere Informationen finden Interessierte im Internet unter www.touriseum.it.
AUSSTELLUNG ZUR BAYERISCHEN WIRTSHAUSGESCHICHTE
Zwar noch kein eigenes Tourismusmuseum, was Bayern sicherlich verdient hätte, aber immerhin eine Ausstellung zur bayerischen Wirtshausgeschichte gibt es kommendes Jahr im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg zu sehen: Unter dem Titel „Wirtshaussterben? Wirtshausleben!“ ist die Ausstellung vom 30. April bis 11. Dezember 2022 angesetzt.