arum wir mehr starke Gastgeberinnen im Gastgewerbe brauchen? Stellen wir die Frage doch einmal anders: Wer sind denn meistens die Entscheider, wenn es darum geht, was es zu essen gibt oder in welches Restaurant man geht? Es sind die Frauen. Unsere Branche hat einen hohen Bezug zu den weiblichen Core-Qualitäten „Emotionalität, Kommunikation und Wohlfühlatmosphäre“. Ich bin der Überzeugung: Das setzen Frauen ganz anders um als Männer.
Unsere Branche ist immer schon flexibel und innovativ. Der Anspruch an das „Erlebnis“ Gastronomie steht derzeit wieder mehr im Vordergrund und dafür braucht es auch Gastgeberinnen, die ihre Gäste wieder emotional mit auf Reisen nehmen können.
MEHR DIVERSITÄT – IN UNTERNEHMEN UND DER GESELLSCHAFT
Den großen Vorteil, den Frauen haben, ist der, dass sie häufig mit Emotionen arbeiten und führen. Das schafft Kreativität und Bindung und trägt zu ganz anderen Teamzusammensetzungen und Leistungen im Unternehmen bei. Das bedeutet nicht, dass erfolgreiche Teams „nur“ aus Frauen bestehen müssen – auch hier gilt der Grundsatz: „Die Mischung macht’s“.
GEEIGNETE RAHMENBEDINGUNGEN SCHAFFEN
Wir müssen Frauen nicht mehr coachen, sich nach oben zu entwickeln. Vielmehr müssen wir Rahmenbedingungen schaffen, damit alle die gleichen Möglichkeiten haben sich zu entscheiden, ob sie ins Top Management wollen oder nicht. Die Gleichstellung ist ein wichtiger Motor unserer Gesellschaft. Deshalb ist es in der Foodservice-Branche wichtig, dass Frauen im Dialog bleiben, auf Augenhöhe mit ihrer männlichen Konkurrenz sind und so auf konkrete Lösungsansätze aufmerksam machen können. Die Förderung von Female Leadership, Mentoring Programmen und flexiblen Arbeitsbedingungen, das sind alles Maßnahmen, die für ein erfolgreiches Unternehmen entscheidend sein können.
FRAUENNETZWERK BÜNDELT WEIBLICHE KOMPETENZEN
Deshalb haben wir damals das Frauennetzwerk „Foodservice“ gegründet. Unser Ziel war es, den Anteil von Frauen in Führungspositionen in der Gastronomie zu erhöhen und die Branche damit weiterzuentwickeln. In einem starken Netzwerk können wir uns gegenseitig helfen und stärken, damit immer mehr von uns die „gläserne Decke“ durchbrechen und ihre Kompetenzen voll einbringen können. Doch Diversität ohne Anstrengung ist leider nicht zu haben. Zumal mehr Frauen gleichzeitig mit weniger Männern an der Spitze der Unternehmen einhergehen. Das heißt, weniger qualifizierte Männer werden qualifizierteren Frauen weichen müssen. Das ist aus meiner Sicht völlig in Ordnung, denn es ist im Interesse von Unternehmen und Gesellschaft, dass jede Stelle vom kompetentesten Mitarbeiter besetzt wird – ganz gleich, welches Geschlecht er hat. Und genau so sollte es sowohl in einem Unternehmen wie auch gesellschaftlich kommuniziert werden.
WENIGER BEQUEMLICHKEIT, MEHR MUT
Daher mein eindringlicher Appell an alle Unternehmen: Traut Euch, Führungspositionen weiblich zu besetzen. Dabei sollte zwingend auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geachtet werden. Die Kombination aus beruflicher Karriere und einem erfüllten Privatleben darf kein Karrierekiller sein. Dies gilt natürlich auch für männliche Angestellte – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels müssen auch Unternehmen kompromissbereit sein, um gute Mitarbeiter für sich zu gewinnen. Zudem ist das aktive Coaching der Beschäftigten und Führungskräfte wichtig. Die Sensibilität für einen gleichberechtigten Umgang mit männlichen und weiblichen Kollegen kann und muss geschärft und von allen Beteiligten verinnerlicht werden.
An alle Frauen kann ich nur sagen: Unterstützt Euch gegenseitig und sagt „ja“, wenn Euch mehr Verantwortung angeboten wird. Auch wenn Ihr nicht alle Punkte eines Jobprofils erfüllt – traut Euch, den nächsten Schritt Eurer beruflichen Karriere zu gehen. Unterstützt andere Frauen auf ihrem Karriereweg, meldet Euch bei Netzwerken an und lernt von- und miteinander. Außerdem gilt: Wer Beruf und Familie unter einen Hut bringen möchte, darf nicht nur einen Plan A haben – man braucht auch einen Plan B und C. Etwas Unvorhergesehenes kann immer passieren, darauf vorbereitet zu sein, hält uns flexibel. Bleibt offen für die Möglichkeiten, die sich Euch bieten und seid mutig.
ZUR PERSON:
Als Gründerin bei der „Hans im Glück“ Franchise GmbH war Gunilla Hirschberger für die Ausrichtung und Führung der Marke verantwortlich. Sie hat bereits verschiedene Systemgastronomie-Betriebe geleitet. Ihre Passion für Innendesign macht sie ebenfalls zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Unternehmens. Berufliche Inspiration und die Fähigkeit, über Tellerränder blicken zu können, holt sich die Mutter von drei Kindern durch regelmäßiges Reisen und den Austausch mit anderen Kulturen und deren Einflüssen. Über ihre fundierte gastronomische Erfahrung hinaus hat bei der erfolgreichen Geschäftsfrau der Netzwerkgedanke einen hohen Stellenwert. Sie war mitverantwortlich für die Gründung des „Leaders Club Deutschland“. Zudem ist sie Gründungsmitglied und derzeitige Vorstandsvorsitzende des Frauennetzwerks „Foodservice“.