ieber Lukas, wie hast Du als Gastronom die vergangenen Wochen und Monate erlebt
Es war eine durchwachsene Zeit, gerade wegen der Gastraumschließung. Da es aus wirtschaftlicher Sicht nicht vertretbar ist, haben wir unser Lokal bis heute nicht wieder in Betrieb genommen und bieten stattdessen nur Take-Away-Produkte an. Die wichtigste Erkenntnis für mich war, dass es sinnlos ist, in solch einer Phase länger als eine Woche vorauszuplanen.
Und was war für Dich die größte Herausforderung in der Corona-Krise?
Ganz klar: die Existenz des Betriebes zu sichern. Das zu stemmen, ist eine riesige Aufgabe. Es muss uns gelingen, auch unter den aktuellen Rahmenbedingungen für unsere Kunden attraktiv zu bleiben, damit eine wirtschaftliche Grundlage vorhanden ist.
Wir ist Dir das gelungen?
Wir kommunizierten noch intensiver über unsere Social-Media-Kanäle und produzieren nahezu täglich neuen Content. Außerdem machen wir viel mehr Special-Aktionen als früher, sei es ein Burger mit Kirsch-Chutney oder Grill-Kurse. Darüber hinaus bieten wir inzwischen unsere selbstgemachten Toppings und Soßen im Glas zum Zuhause Genießen an.
Klingt spannend, aber wie kommen diese Angebote bei Deinen Gästen an?
Wir erhalten überwiegend positives Feedback, gerade über die sozialen Netzwerke. Mehr als 1.000 Menschen haben darüber abgestimmt, welche unserer Grillsoßen sie am liebsten mögen und unser Grill-Kurs war innerhalb von 24 Stunden ausgebucht. Wir spüren, dass die Kunden dankbar für unsere Ideen und Angebote sind, was uns natürlich sehr freut.
Was hat Dich in den vergangenen Monaten geschäftlich am meisten motiviert?
Unser Team. Mein persönlicher Ansporn liegt darin, für alle Kollegen da zu sein, unsere gemeinsame Existenzgrundlage am Leben zu halten. Hinzu kommen das bereits erwähnte Feedback der Kunden und die damit verbundene Wertschätzung und Solidarität.
Hat der Staat aus Deiner Sicht die richtigen Maßnahmen getroffen?
Hier kann ich natürlich nur für unseren Betrieb sprechen. Deshalb lautet meine Antwort Ja. Wenn ich sehe, was außerhalb Deutschlands geschieht, bin ich dankbar, dass uns die Krise – auch wegen der politischen Entscheidungen und den damit verbundenen Fördermitteln – weniger hart getroffen hat als andernorts. Dennoch würde ich mir beispielsweise wünschen, dass den Gastronomen an geeigneten Stellen Außenbereiche zur Verfügung gestellt werden, was in einigen Städten weniger gut klappt.
Du hast während der Corona-Zeit sogar um neue Mitarbeiter geworben. Wie kann das sein?
Bereits vor Corona waren wir in der Situation, dass der Betrieb ständig gewachsen ist. In Kombination mit der üblichen Fluktuation und unseren studentischen Hilfskräften hatten wir immer mal wieder „ein Plätzchen frei“, wie man so schön sagt. Davon abgesehen benötigen wir für die Zukunft entsprechende Personalstärke, um die angestrebte Qualität dauerhaft gewährleisten zu können – zumal sich durch Corona die Arbeitsbedingungen nicht gerade vereinfacht haben.
Welche positiven Erfahrungen nimmst Du mit aus dieser Zeit?
Für ein abschließendes Fazit ist es sicher noch zu früh. Allerdings kann man schon sagen, dass wir in unserem Betrieb eine neue Kreativität entdeckt haben, die ohne Corona in dieser Form wohl nicht entstanden wäre. Positiv finde ich auch, dass die Einschränkungen während des Lockdowns dazu geführt haben, dass sich inzwischen mehr Menschen Gedanken über Lebensmittel und deren Herkunft machen. Davon werden wir als Betrieb, der fast ausschließlich mit regionalen Produkten arbeitet, langfristig profitieren.
Seit diesem Jahr betreibst Du auch den Podcast „Die neuen Gastgeber“. Wie kamst Du auf die Idee?
Ich bin schon immer Fan von Podcasts gewesen, ich finde das ist ein tolles Medium zum „Nebenher-Konsumieren“. Gerade während der Corona-Zeit habe ich dann festgestellt, wie wichtig es ist, dass lokale Gastgeber eng miteinander vernetzt sind. Auf diese Weise war die Idee geboren, eine Plattform zum Erfahrungsaustausch mit Branchenmitgliedern zu schaffen. Dass dies letztlich gelungen ist, verdanke ich unter anderem auch meinem Zwillingsbruder, der gelernter Cutter ist und sich mit Video- und Tonschnitt super auskennt.
Der Podcast soll andere Gastronomen und Existenzgründern Hilfestellungen bieten. Wird das angenommen?
Uns haben viele positive Rückmeldungen erreicht, aber auch konstruktive Kritik, die uns hilft, besser zu werden.
Welche Genüsse erlaubst Du Dir, um auch mal abzuschalten von der Arbeit?
Ich nehme mir regelmäßig ein wenig Zeit für mich allein, was als zweifacher Familienvater alles andere als einfach ist. Kulinarisch sind es vor allem die traditionellen Gerichte, die mich glücklich machen – zum Beispiel ein Sonntagsbraten, wie ihn früher die Oma zubereitet hat.
Lukas, was wünschst Du Dir für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass es gelingt, schnellstmöglich einen Impfstoff gegen Covid-19 zu finden.
ZUR PERSON
Lukas Möller ist Gründer und Inhaber von DeliBurgers in Karlsruhe. Bevor er 2015 ein eigenes Burger-Restaurant eröffnet hat, war er zeitweise im Team von Tim Raue, brach seine Kochlehre dann jedoch wieder ab und war dazwischen zehn Jahre lang im Bereich der zerstörungsfreien Werkstoffprüfung tätig. Als ausgebildeter Gastro-Coach ist die Mitarbeiterführung für Möller ein zentrales Thema und fließt in seine Arbeit im Betrieb mit ein. 2016 entwickelte er in Zusammenarbeit mit zwei weiteren Betrieben eine neue Form der Kochausbildung, in der ein Auszubildender drei unterschiedliche Unternehmen, Philosophien und Führungsstile kennenlernen kann.