rauen im Gastgewerbe sind wahrlich nichts Neues. Ganz im Gegenteil – es gab schon immer Gastgeberinnen. Doch während sie in der Vergangenheit häufig im Hintergrund gewirkt und gearbeitet haben, treten sie heute in die erste Reihe. Sicher ist in Sachen Gleichberechtigung auch in unserer Branche noch reichlich Luft nach oben. Dennoch hat in den letzten Jahren eine deutliche Verschiebung des traditionellen Rollenmodells stattgefunden – die Zeiten haben sich Gott sei Dank geändert.
Doch für eine stärkere Präsenz in der Gastronomie ist es wichtig, dass wir Frauen ein größeres Selbstvertrauen entwickeln, dass wir selbst im Vordergrund agieren möchten und uns auf unsere Kenntnisse besinnen – sei es fachlich oder zwischenmenschlich
Ich glaube, Frauen sind multitaskingfähiger als Männer. Sie können drei oder vier Sachen auf einmal machen. Sie sind flexibler als Männer, bedingt durch ihre Erziehung. Die Kindererziehung ist sozusagen der Inbegriff dafür. Es ist schön und wichtig, dass vor allem junge Eltern die Erziehung mehr und mehr gleichberechtigt und fair gestalten. So sollte das auch im Beruf und der Bezahlung sein. Frauen arbeiten genauso hart wie Männer. Mit einem „ich bin zu schwach und kann das nicht“ stellen wir unser Licht nur selbst unter den Scheffel.
Heute gleichen sich die männliche und weibliche Rolle in der Gesellschaft immer mehr an. Tatsache ist, dass deutlich mehr Frauen berufstätig sind als Jahrzehnte zuvor. Die gesamte Unternehmenswelt verfügt heute dennoch keineswegs über genügend Frauen in Schlüsselpositionen, ein paar repräsentative Beispiele reichen hier nicht. Gerade in den Führungsriegen gibt es ein noch immer herrschendes Ungleichgewicht, das behoben werden muss. Männer und Frauen ergänzen sich schließlich prächtig: Jeder hat seine individuellen Stärken und Schwächen.
In meinen NENI-Küchen achte ich auf eine ausgewogene Mischung aus Männern und Frauen. Wir planen derzeit die Eröffnung einer neuen NENI Bäckerei in Wien, darauf freue ich mich schon sehr. Auch in der Bäckerei-Branche sind Frauen unterrepräsentiert – es ist nach wie vor eine Männer-Domäne, besonders in Österreich. Darum würde ich mir für diese Bäckerei eine richtige Frauenpower-Mannschaft wünschen. Damit möchte ich ein Zeichen setzen und die Kompetenzen weiblicher Mitarbeiter in den Vordergrund rücken. Auch für die Arbeitsatmosphäre und die Unternehmensdynamik ist ein großer Frauenanteil förderlich. Wenn es allen Beteiligten Spaß macht, entsteht in ausgewogenen Teams ein tolles Miteinander. Um den Anteil weiblicher Arbeitnehmer – gerade in den Chefetagen zu steigern – sind Frauennetzwerke ein besonders guter Weg. Der Anfang ist gemacht, jetzt gilt es für uns Frauen, die nächsten Schritte zu gehen und unsere Zukunft in die eigene Hand zu nehmen.
ZUR PERSON:
Haya Molcho wurde 1955 in Tel Aviv geboren. Die Tochter eines aus Rumänien stammenden Zahnarztes, der zu Beginn des zweiten Weltkriegs nach Israel flüchtete, blieb jedoch nicht lange dort. Bereits im Alter von neun Jahren zog Haya mit ihrer Familie auf Einladung des Staates nach Bremen, wo sie nach dem Abitur Psychologie studierte. Bevor sich Haya Molcho als Gastronomin etablierte, erkundete sie für einige Jahre ausgiebig die Welt. Seit Anfang der 1970er-Jahre liiert, heiratete sie 1978 den berühmten Pantomimen Samy Molcho und ließ sich mit ihm in Wien nieder. Während der ersten sieben Ehejahre begleitete sie ihn auf all seinen Tourneen und lernte so die Küchen der Welt kennen und lieben. Aus den Anfangsbuchstaben der Namen ihrer vier Söhne ist die Bezeichnung „NENI“ entstanden, unter der ihre bekannten Lokale in Tel Aviv und in ganz Europa eröffnet wurden. Zweigstellen befinden sich in Amsterdam, Mallorca, Paris, Berlin, Hamburg, Köln, München und Zürich – weitere sind bereits in Planung.