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n einer umfassenden Studie wurde die Situation und Motivation von Nachfolgenden in Familienunternehmen beleuchtet. Basierend auf den Einsichten von über 200 Teilnehmern, lässt sich die Nachfolge in ein "Nachfolgedreieck" aus drei Kernaspekten gliedern.
Auch wenn es in vielen Familien nicht explizit thematisiert wird, ist die Entscheidung für die Nachfolge immer eine Entscheidung für eine bestimmte Karriere und gegen eine andere.
Diese Betrachtung der Nachfolge als Karriere ist in Familienunternehmen besonders heikel, da es sich in der Regel um eine irreversible Entscheidung handelt. Nachfolgende, die das Unternehmen doch aufgeben müssen, stehen im Zweifel einem Arbeitsmarkt gegenüber, der für ihre lange erworbenen Fähigkeiten im eigenen Unternehmen kaum Verwendung hat.
Nachfolge ist Vertrauenssache. Nicht nur Vertrauen der Familie in den Nachfolgenden, dem das familiäre und unternehmerische Erbe anvertraut wird, sondern vor allem die Frage, inwieweit die Nachfolgenden auf die psychologische und mentale Unterstützung der Familie vertrauen können. In diesem Kontext stellen sich die Nachfolgenden folgende Fragen:
Auch in diesem Feld ist zu beobachten, dass zumindest die zweite und dritte Frage wenig bis gar nicht thematisiert werden. Es ist aber von eminenter Wichtigkeit, auch diese emotionalen Fragen zu klären, da Nachfolge immer eine familiäre und unternehmerische Entscheidung ist.
Die intrinsische Motivation der Nachfolgenden ist ein weiterer wichtiger Faktor. Nachfolgende müssen sich mit ihren persönlichen Motiven auseinandersetzen. Mit anderen Worten, die Nachfolgenden brauchen ein gutes „Bauchgefühl“. Dies wird aber leicht von äußeren Erwartungen an die Übernahme der Unternehmerrolle überdeckt. Nachfolgende müssen sich fragen, welches der folgenden Motive für sie persönlich ausschlaggebend wäre
Alle diese Motive kommen bei Nachfolgenden vor und alle haben ihre Berechtigung und können fruchtbar in unternehmerisches Handeln umgesetzt werden. Entscheidend hierfür ist, dass Nachfolgende ihre Rolle auf der Basis ihrer wahren Motive entwickeln, statt sich an traditionellen Rollenerwartungen zu orientieren nach dem Motto: „Der Opa hat das so und so gemacht…“.
Leitfragen zur gelungenen Nachfolge
Ziele des Nachfolgenden mit den Unternehmenszielen übereinstimmen?
Weitere Informationen finden Sie unter www.hm.edu/trifam
Zur Person:
Mit Prof. Dr. Marcel Hülsbeck ist im Oktober 2022 ein international etablierter Experte für anwendungsorientierte Forschung zu Familienunternehmen an die Hochschule München berufen worden. Die damit verbundene, erste Spitzenprofessur bündelt die Kompetenzen eines Teams aus Wissenschaftlern rund um die „Transformation und Innovation in Familienunternehmen und kleinen und mittelständischen Unternehmen“ an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften. Zuvor war er Inhaber des WIFU-Stiftungslehrstuhls „Management von Familienunternehmen“ an der Univer[1]sität Witten/Herdecke sowie von 2017 bis 2020 Akademischer Direktor des Wittener Institut für Familienunternehmen.