rau Webster, im Auftrag des Bayerischen Rundfunks sind Sie in den vergangenen Wochen für das Projekt „DemokraWIE“ unterwegs gewesen. Was hat es damit auf sich?
Im Rahmen einer Tour durch alle Regierungsbezirke machen mein Team und ich an verschiedenen Orten in ganz Bayern Halt, um für jede Region eine spezielle politische Frage herauszuarbeiten. Dazu schauen wir uns zunächst die Stadt an und zielen darauf ab, besonders die jungen Menschen zwischen 16 und 25 Jahren zu erreichen und zum Thema Kommunalpolitik zu befragen. Unser Ziel ist es, genau diese jungen Menschen, die im politischen Diskurs vergleichsweise selten zu Wort kommen, vor die Kamera zu bekommen, sie mit konkreten Themen zu konfrontieren und ihnen auch die Chance zu geben, sich mitzuteilen. Auf diese Weise kommen wir ins Gespräch und lernen Bayern kommunalpolitisch besser kennen.
Wie kam es dazu?
Der BR hatte die Idee, etwas Frisches und Junges im Zuge der Kommunalwahlen zu machen. Ich bin da mit meinen 23 Jahren auch genau in der Zielgruppe. Mein Kollege Stanislaus Kossakowski war hier federführend – er macht im Studio Franken viele politische Themen. Er war es auch, der mich letztlich als Hilfe und „junge Meinung“ mit zur ersten Sitzung eingeladen hat. Von da an war ich mit im Boot und wir haben „DemokraWIE“ zusammen entwickelt.
Sind die Interviews, die ihr führt, von langer Hand geplant oder finden sie spontan auf der Straße statt?
Wir überlegen im Vorfeld natürlich schon, wo genau wir hingehen, welche Leitfrage für die jeweilige Stadt am besten geeignet ist und welche jungen Leute wir als Gesprächspartner gewinnen können. Es gibt also tatsächlich eine redaktionelle Struktur, nach der wir arbeiten. Zum Teil ergeben sich vor Ort aber auch einige spontane Interviews, was der Sache durchaus zusätzliche Spannung verleiht.
Welche Städte habt ihr bislang für das Projekt besucht und was kam dabei raus?
Bisher waren wir in Regen, Aschaffenburg und Wackersdorf. Bei unseren Gesprächen kam zwar viel Bekanntes raus, aber eben auch allerhand Neues. Die Jugend ist gar nicht so politikverdrossen und desinteressiert, wie alle denken. Aber der Zugang zum Thema und der Start des politischen Engagements fallen oft einfach schwer. Dazu gehört allerdings auch das Animieren und Ansprechen von der politischen Seite.
Hatten Sie selbst bereits Kontakt zu politischen Themen?
Mein erstes politisches Erlebnis war tatsächlich ein Besuch im Goldenen Saal im Rathaus Schwabach beim damaligen Oberbürgermeister der Stadt. Da müsste ich ungefähr 11 Jahre alt gewesen sein. Bevor ich beim Projekt „DemokraWIE“ eingestiegen bin, hat es sich ansonsten in Grenzen gehalten, wenn ich ehrlich bin. Es gab schlichtweg nicht mehr Politik in meinem Leben als bei den meisten anderen Menschen in meinem Alter. Eben Berührungspunkte, die sich durch Schule, Studium, Beruf oder durch Nachrichten im alltäglichen Leben ergeben.
Das heißt, Sie haben bislang auch noch kein politisches Amt ausgeübt?
Nein. Dafür brennt mein Herz viel zu sehr für die Medien und den Journalismus. Aber auch in dem Bereich hat man regelmäßig mit politischen Themen oder Personen zu tun.
Gab es in der jüngeren Vergangenheit ein politisches Thema, das Sie auf kommunaler Ebene besonders geärgert hat?
Klingt vielleicht komisch, aber da kommt mit wirklich nichts in den Sinn. Entweder hab ich’s nicht mitbekommen, weil ich vielleicht nicht da war, oder meine Heimatstadt macht diesbezüglich alles richtig.
Was funktioniert aus Ihrer Sicht schon ziemlich gut in Sachen Kommunalpolitik?
Ich finde es gut, dass immer mehr Kommunen das Thema Umweltschutz für sich entdeckt haben und sukzessive neue Angebote für junge Bürger schaffen. Ich lebe in Schwabach, einem Ort mit rund 40.000 Einwohnern in der Nähe von Nürnberg. Dort haben wir beispielsweise auch den Vorteil, dass öffentliche Einrichtungen wie Parkplätze sehr preisgünstig oder sogar kostenlos nutzbar sind. Gerade diese Dinge fallen mir positiv auf, wenn ich in anderen Städten unterwegs bin.
Haben Sie vielleicht einen Tipp, wie man junge Menschen sinnvoll auf das Thema Kommunalpolitik aufmerksam machen kann?
Bei meinen Interviews für „DemokraWIE“ war nicht selten zu hören, dass insbesondere der Zugang fehlt. Vielen Leuten ist offenbar nicht klar, was zu tun ist, um in den kommunalpolitischen Mikrokosmos vorzudringen. Deshalb kann die Devise eigentlich nur lauten: Kommerz! Schließlich gibt es mittlerweile Werbung für alles. Aber nichts dergleichen für ein Jugendparlament oder Ähnliches. Das finde ich schade. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Clip zu dem Thema, der im PopUp-Fenster erscheint? Man muss die jungen Menschen einfach besser abholen.
Was ist Ihr Zukunftswunsch für das politische Bayern?
Bayern hat ja in vielen Dingen Sonderstatus und eigene Gesetze. Im ersten Schritt würde es sich hier lohnen, als einflussreiches sowie reiches Bundesland konsequent gegen das alltägliche Wegwerfen und Verschwenden von Millionen von Lebensmitteln vorzugehen. Ein Gesetz oder eine politische Lösung hierfür zu entwickeln – das würde ich klasse und sehr wichtig finden! Anstatt Studenten zu verurteilen und zu bestrafen, die mit guten Gedanken Containern.
Wenn Sie Königin von Bayern wären – was würden Sie als Erstes ändern?
Ich würde weniger direkt verändern, sondern gewisse Sachen mehr fördern. Zum Beispiel Chancengleichheit.