Selten war die Welt derart im Umbruch wie derzeit. Während der Corona-Krise hat das Gastgewerbe bereits Durchhaltevermögen bewiesen, doch nun erlebt sie ein noch nie dagewesenes Zusammentreffen neuer Herausforderungen. Explodierende Lebensmittel- und Energiepreise treffen auf Lieferengpässe und die Nachwirkungen der vergangenen zwei Jahre, wie etwa den Arbeitskräftemangel im Gastgewerbe. Vor diesem Hintergrund richtete sich DEHOGA Bayern-Präsidentin Angela Inselkammer mit konkreten Forderungen an die politischen Entscheidungsträger, um das Gastgewerbe angesichts der aktuellen Situation in seiner Vielfalt zu erhalten.
NEUE KONZEPTE ERFORDERLICH
„Wir brauchen einerseits kurzfristige und entschlossene Krisenlösungen, um unsere mittelständischen Strukturen zu erhalten und andererseits neue Konzepte und Innovationen, um die richtigen Weichenstellungen für eine gute Zukunft zu setzen“, stellte die Landespräsidentin zu Beginn ihrer Rede fest. Dabei dankte sie dem anwesenden Ehrengast Ministerpräsident Dr. Markus Söder für die Zusammenarbeit der vergangenen Monate: „Der enge Dialog mit der Staatsregierung und das gute Miteinander bei der Suche nach dem besten Weg durch die Krise hat uns sehr geholfen und gezeigt, dass wir im engen Schulterschluss die besten Lösungen erarbeiten“, so Inselkammer. Und weiter: „Das entspricht auch meiner Vorstellung von Zusammenarbeit zwischen Staat und Bürgern. Wir haben Sie gewählt, dass Sie für uns die Aufgabe in Absprache mit uns lösen. Wir im täglichen Leben an der Front und Sie mitten im politischen Geschehen, mit vielleicht dem besseren Gesamtüberblick. Aber funktionieren tut das nur zusammen. Das gilt auch für uns und unsere Mitglieder und alle in unserer Branche. Und so dürfen wir auch heute angesichts der vielen neuen Probleme nicht den Mut und die Zuversicht verlieren. Es ist schon so, dass es durchaus schwierig ist, schon wieder in der nächsten Krise zu stecken, doch uns als Verband zeichnet doch aus, dass wir nicht allein sind, wir stärken und motivieren uns gegenseitig – Wir haben enorm viele, engagierte Mitglieder und ich freue mich, heute stellvertretend für alle formulieren zu dürfen, was wir erwarten.“
LIQUIDITÄT ERHALTEN – PLANUNGSSICHERHEIT GEBEN
Auch in Sachen der Mehrwertsteuersenkung auf 7 Prozent lobte Inselkammer die Zusammenarbeit mit der Staatsregierung. „Wir haben auch die jetzige Verlängerung maßgeblich Ihnen zu verdanken, weil die Fristen klug verhandelt wurden“, so Inselkammer in Söders Richtung. „Und wir lassen gemeinsam nicht locker, bis der reduzierten Satz dauerhaft verankert ist“, so die engagierte Verbandschefin weiter. Nur das schaffe Planungssicherheit, die das Gastgewerbe dringend benötige. „Zudem brauchen wir eine Ausweitung auf Getränke, um auch unserer getränkegeprägten Gastronomie eine Perspektive zu geben.“ ENERGIEPREISE SENKEN Das aktuell drängendste Problem seien aber die explodierenden Energiepreise. Dabei komme oft zu kurz, dass das Gastgewerbe eine energieintensive Branche ist. Deshalb hätten sich zahlreiche DEHOGA-Betriebe in den letzten Jahren ohnehin energieeffizient aufgestellt und so auf den Weg zu mehr Autarkie gemacht. Dieser Weg müsse konsequent weiterverfolgt werden, so Inselkammer.
Doch: kurzfristig müssten in erster Linie die explodierenden Energiekosten reduziert und begrenzt werden. Hier sei die Branche auf die aktive Hilfe der Bundesregierung angewiesen. „Damit ich nicht falsch verstanden werde“, stellte die Präsidentin klar, „wir begrüßen die jüngsten Beschlüsse zur Begrenzung der enormen Anstiege bei den Energiepreisen. Allerdings haben wir mittlerweile Mitte November und wir wissen immer noch nicht, was dies konkret für den einzelnen Betrieb bedeutet. Es vergeht zu viel Zeit, um zumindest eine gewisse Planungssicherheit zu geben. Zudem steuern wir damit wieder auf einen Dschungel von bürokratischen Verordnungen und undurchsichtigen Regeln zu. Deshalb wäre es unserer Meinung nach viel effizienter, kurzfristig alle staatlich erzeugten Kosten mit der die Energie belastet ist, auszusetzen. Warum kann man die Energiesteuern nicht auf das europarechtliche Minimum senken? Warum nutzen wir jetzt nicht alle Möglichkeiten zur Ausweitung des Energieangebots?“