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tille Stars – so nennen wir unsere neue Rubrik im Gastgeber Bayern Magazin. Zwischen Sterneköchen, Politikern und VIPs aus Kunst, Kultur, Wissenschaft und Sport kommen hier jene zu Wort, die sonst im Hintergrund verschwinden – und doch so wichtig sind für das gute Gelingen im Gastgewerbe.
„Ich bin hier schon seit 18 Jahren“, sagt er und lehnt sich selbstbewusst zurück. Zu Besuch bei einem Urgestein der Münchner Club-Szene: Stanko Jovanovič. Und für alle, die jetzt in ihrem Gedächtnis suchen, ob sie den Namen kennen: Nein, er ist kein Gastro-Mogul, kein VIP der Münchner Schickeria. Stanko hütet als „Klomann“ die Toiletten im Schlagergarten. Das Tanzlokal ist fester Bestandteil der Münchner Club-Szene. Und Stanko ist fester Bestandteil im Schlagergarten. Seine Heimat ist eigentlich Bosnien, aber „der blöde Krieg hat mich vertrieben.“
Er hat Hotelfachmann gelernt und kann mit Gästen gut umgehen – auch wenn’s mal schwierig wird. Ein echter Vorteil in seinem Job. Denn zwischen Alkohol und Feierlaune gibt’s auch Reibereien. „Die Männer lasse ich nicht mit ihren Getränken auf’s Klo. Wenn’s Schlägereien gibt, ist das Verletzungsrisiko viel höher – und ich hab‘ mehr zu tun beim Aufräumen mit den Scherben.“
Frauen dürfen Getränke zwischen Toilette und Waschbecken balancieren, aber: „Sie pinkeln öfter daneben und verwenden viel mehr Papier.“, gibt Stanko mit einem kleinen Seufzer bekannt. Was überrascht: „Männer geben mehr Trinkgeld als Frauen. Doch grundsätzlich gibt es heute weniger Trinkgeld als früher. Die meisten haben bloß noch Karten zur Zahlung dabei, da ist dann nichts für Menschen wie mich in der Geldbörse.“
Anspruchsvolle oder alkoholisierte Gäste bringen Stanko nicht aus der Ruhe. Er hat als Hotelfachmann in schicken Hotels am Tegernsee gearbeitet, in Clubs wie dem Pacha oder als Servicekraft auf dem Oktoberfest. „Da gab es immer gutes Trinkgeld.“ Sein Onkel hatte früher den Platz neben den Toiletten im Schlagergarten inne. Als dieser krank wurde, sprang Stanko ein – und blieb. „Das ist ein interessanter Job, auch wenn’s mal bis 7.00 Uhr morgens dauert. Das Beste ist, wenn mir zwischendurch Bussis von den Frauen zufliegen“, sagt er und lächelt verschmitzt.
Auf Toiletten wird allerlei vergessen: Diverse Smartphones hat Stanko schon aus den Klokabinen gefischt. Er hütet sie, bis der Besitzer auf seiner eigenen Nummer anruft. „Das dauert manchmal erstaunlich lange. Aber dann vereinbaren wir ein Treffen, wo ich ihm das Teil zurückgebe.
Trifft er denn manchmal auch prominente Gäste? „Ja, mal Fußballer oder Sänger. Aber: Die geben kein gutes Trinkgeld.“ Die Wertschätzung für seinen Job sei früher ohnehin größer gewesen. Aber er ist immer noch mit Spaß und Charme dabei. Club-Besucher bekommen bei ihm eine süße Stärkung, besonders seine Apfelringe sind unter Gästen bekannt. Doch: „Alles wird teurer.“ Wer weiß, wie lange noch Knabbereien auf die Gäste warten. (jj)