ieber Stefan, woher kam die Idee, Wirte durch Eure Biergartentour zu unterstützen?
Wir sind selbst begeisterte Biergartenbesucher. Hinzu kam, dass wir während des Lockdowns keine Gelegenheit hatten, auf der Bühne zu stehen. Deshalb haben wir gemeinsam mit dem DEHOGA Bayern ein Hygienekonzept erarbeitet, das es uns ermöglicht hat, in Biergärten aufzutreten, den Besuchern eine Freude zu machen und damit auch die Wirte zu unterstützen.
Du warst hier prominenter Türöffner, um Gästen wieder Mut zu machen in die Biergärten zurückzukehren. Warum liegt Dir die bayerische Biergartentradition am Herzen?
Vor allem in kleineren Ortschaften spielen Wirtshäuser und Biergärten eine enorm wichtige Rolle, da sie gewissermaßen echte Kulturzentren sind. Aus diesem Grund besteht seit jeher eine enge Beziehung zwischen Wirten und Musikern.
Zugleich wolltest Du auch Künstlern helfen, ihnen wieder eine Bühne zu geben. Gibt es hier Wünsche an die Politik oder die GEMA?
Künstler sind leider von Haus aus nicht gut organisiert, es gibt unter ihnen keine echte Interessensgemeinschaft. Deswegen müssen wir immer auf Menschen hoffen, die für Musiker mitkämpfen. Vor diesem Hintergrund sind wir dem DEHOGA Bayern sehr dankbar dafür, über dessen Netzwerk eine sinnvolle Lösung gefunden zu haben, von der wir als Band und auch die Wirte gleichermaßen profitieren konnten. Für die Zukunft muss es uns Musikern gelingen, unsere Erwartungen an die Politik klarer zu formulieren. Der DEHOGA hat uns hier so manche Tür geöffnet.
Was war bei der Tour einer der schönsten Momente für Dich?
Am schönsten war, während der Auftritte in die strahlenden Gesichter der Besucher zu blicken. Man spürte, dass die Menschen froh waren, endlich wieder Live-Musik zu hören und sich dabei – auch dank des erwähnten Hygienekonzepts – jederzeit sicher fühlen zu können. Ich persönlich habe die Tour als absolut emotionsgeladen wahrgenommen.
Welche Eindrücke bleiben bei Dir von dieser Tour zurück?
Viele Eindrücke habe ich bislang noch gar nicht verarbeitet, da es mit vier Auftritten pro Tag natürlich eine sehr intensive Zeit für uns war. Was ich aber auf jeden Fall schon sagen kann: Die Biergartentour war eine der schönsten Wochen, die wir als Musiker bislang erleben durften.
Was wünschst Du Dir für die bayerischen Wirte?
Ich wünsche mir, dass die Wirte weiterhin offen sind für neue Ideen, ohne dafür die Tradition komplett aufzugeben. Es ist nicht schön, mitansehen zu müssen, dass viele Betriebe dauerhaft ums Überleben kämpfen müssen.
Ihr habt nun extra das Lied „Scheena Dog“ über das bayerische Lebensgefühl komponiert. Was macht für Dich einen schönen Tag aus?
Die Menschen, denen ich begegne. Egal ob es der Postbote ist, die Verkäuferin in der Bäckerei oder einfach jemand, der mich auf der Straße anlächelt. Wenn wir alle versuchen, positiv aufeinander zuzugehen, macht das Leben unfassbar viel Spaß.
Woran denkst Du als Erstes, wenn du an Bayern denkst?
Ich denke automatisch an viele Klischees. Und die möchte ich auch gar nicht missen. Trachtenvereine, Bierzelte, die Berge, die Seen – ich finde das alles fantastisch. Gleichzeitig muss ich aber auch hin wieder andere Kulturen und Länder erleben.
Was hast Du in den vergangenen Wochen zu schätzen gelernt?
Die vergangenen Wochen waren schon außergewöhnlich. Gleichwohl sind wir es als Musiker bis zu einem gewissen Grad gewöhnt, viel Zeit zu Hause im stillen Kämmerlein zu verbringen und an neuem Material zu arbeiten. Was man in solch einer Zeit definitiv zu schätzen lernt, sind die vielen Menschen, die bereit sind, anderen zu helfen.
Und was hast Du vermisst?
Vermisst habe ich ganz einfach das Musizieren auf der Bühne und andere Menschen zu treffen.
Du bist ein wahres bayerisches Kreativbündel. Woher nimmst Du nur deine Energie?
Die Energie kommt meistens durch die Musik. Wenn ich den Rhythmus spüre, geht’s auch schon los. Das ist mein Antrieb und da gibt’s auch keine Erschöpfungszustände (lacht).
Welchen Genuss gönnst Du Dir, um zu entspannen?
Auch hier bleibe ich ein urbayerisches Klischee: Ich finde es wunderbar entspannend, nach Feierabend eine schöne Halbe zu trinken und den Sonnenuntergang zu genießen. Wenn’s dann auch noch eine zünftige Brotzeit dazu gibt, ist für mich alles perfekt!
ZUR PERSON
Der Vollblutmusiker Stefan Dettl (39) ist in Traunstein geboren und im oberbayerischen Grassau im Chiemgau aufgewachsen. Internationale Bekanntheit erlangte er ab 2008 als Frontmann der Gruppe LaBrassBanda. Zuvor war er bereits Mitglied in einigen Auswahl- und Berufs-Sinfonieorchestern, seit 2010 betreibt er auch ein Bandprojekt unter eigenem Namen. Charakteristisch sind sein Gesang in bayerischer Mundart sowie sein virtuoses Trompetenspiel. Seit 2010 ist er zudem Verleger des Kulturmagazins MUH.