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sabella Hren, Vorstand der Bayerischen Gastgeber AG und Geschäftsführerin der Bayern Tourismus Marketing GmbH (BTG), berichtet über die Erlebnisse zweier Trend-Touren. Besonders spannend ist, was die Außergewöhnlichen eint, was die Teilnehmenden begeistert hat und was nachahmenswert ist.
Die Bayern Tourist GmbH (BTG) organisierte zwei Trend-Touren: Zum einen die DEHOGA-Trend Tour mit Unternehmern nach Wien. Zum anderen eine Tour in München, für das sich das Team der BTG einen Tag Auszeit nahm, um einzigartige Konzepte zu entdecken und neue Inspirationen zu finden. Die Erfahrungen der beiden Trend-Touren wurden im Anschluss analysiert und die Faktoren für außergewöhnliche Konzepte zusammengefasst. Alle Unternehmer sind kreativ, setzen ihre Ideen mit hohem Qualitätsanspruch und Detailgrad um. Die weiteren gemeinsamen Nenner sind, dass sie professionell planen und bereits im Vorfeld großes Knowhow besitzen. Dazu kommt: Sie begeistern sich absolut für die tägliche Arbeit in den Betrieben.
Stichwort „Auszeit“: Um außergewöhnliche Ideen zu kreieren braucht man Inspiration, einen erweiterten Radius, neue Blickwinkel. Die Startlinie war im Dialog mit den besuchten Unternehmen tatsächlich sehr individuell und reichte von der spontanen Idee über einen lang gehegten Traum bis hin zur familiären Betriebsübernahme. So hat sich beispielsweise ein junges Paar auf Asienreise in die Kultur der Zubereitung von Matcha verliebt. Mittlerweise führen sie mit Matcha Rina ein erfolgreiches Concept-Café im Showroom eines Luxusautoherstellers am Odeonsplatz in München. Geeint hat alle Konzepte, dass sie von Beginn an eine interessante Geschichte zu erzählen hatten und das auch aktiv in den Betrieben tun. Ob persönlich im Dialog mit den Gästen, auf den Web- und Social-Media-Seiten, auf Speisekarten oder auf exzeptionelle Art in den Objekten: Im Sacher in Wien zum Beispiel, wo am Ende des 19. Jahrhunderts erstmals eine Frau ein Hotel führte und dieses zur Institution etablierte. Nachfolgende Generationen haben das Erbe der Geschichte bewahrt, sich dennoch stets weiterentwickelt und dabei einer Torte zu Weltruhm verholfen. Oder der kleine Laden „Satt und gut“, wo man ausschließlich vegane Produkte aus der Region direkt von den Erzeugern bezieht und dazu vieles über deren Geschichten erfährt. Beispielsweise die Jung-Landwirte und Brüder Knab, die im Münchner Umland nach mehrfachen Versuchen erfolgreich bayerischen Quinoa anbauen und somit das Superfood regional ermöglichen.
Viele Menschen haben sich ihre kindliche Neugierde bewahrt und sind begeistert, wenn sie als Gäste Neues und Außergewöhnliches entdecken können. Das war auch bei den Trend-Tour-Teilnehmern spürbar, als beispielsweise abends in einer Seitenstraße ein Getränkeautomat auf zauberhafte Weise aufging und den Gästen Eintritt in eine versteckte Bar bot. Oder in dem Moment, wenn der verrückte Eismacher in seinen Läden in märchenhafte Welten entführt und experimentelle Eissorten wie „Currywurst“ anbietet.
Imponiert hat in den Locations der Detailgrad, mit dem die Unternehmer ihr Konzept leben und in jeden Winkel und damit an die Gäste bringen. Unter dem Motto „From Roof to Table“ wird im Mura Farmhouse mitten in München auf einer Dachterrasse frisches Gemüse angebaut, das sich wenige Stockwerke tiefer hochwertig am Teller präsentiert. Oder ein junger ambitionierter bayerischer Koch, dessen Eltern argentinische Wurzeln haben, der regionale hochwertige Lebensmittel mit klassischer argentinischer Zubereitungsmethode „asado“ in seinem Restaurant Parasado zur Perfektion bringt. Diese Methode ist eine Art Grillen oder Barbecue, bei dem verschiedene Fleischsorten – typischerweise Rind, Schwein, Lamm und Huhn – langsam über einem offenen Feuer oder Holzkohle gegrillt werden.
Auch die hohe Qualität in der Einfachheit hat überzeugt. In Wien am bekannten Würstlstand zum Beispiel: Er zeigt, wie bescheiden eine Delikatesse sein kann. Oder die berühmten Brote von Tresznjewski am Stehtisch an der Straße, die man mit einem Pfiff Bier genießt. Die Brötchen sind seit 1902 Kult(urgut), haben sich über ein Jahrhundert kaum verändert und sind dabei von gleichbleibender Güte.
Der gemeinsame Nenner der erfolgreichen, trendigen Unternehmen ist ganz klar die Leidenschaft für den Beruf des Gastgebers, für Produkte, den eigenen Betrieb und für die Menschen. Sie haben für sich ihr eigenes „Warum“ definiert, leben und kommunizieren es jeden Tag. Ein Beispiel ergab sich im Dialog mit dem enthusiastischen Restaurantleiter der Wiener Institution „Schwarzes Kameel“. Er arbeitet seit mehr als 30 Jahren im selben Betrieb und liebt es. Ins Schwarze Kameel gehen ältere Menschen genauso wie deren Enkel, um miteinander zu reden, zu genießen und zu feiern.
Das Konzept „Balan Deli“ in München wiederum zeigt, wie Inklusion gelingen kann. Der Betrieb beschäftigt zu 50 Prozent Mitarbeiter mit Handicap, was sehr gut funktioniert. Damit beweist Balan Deli, wie gemeinsam viele Barrieren überwunden werden können. Dieses Engagement wird von den Gästen honoriert, kommentiert und weitererzählt.