er ehemalige Bayerische Staatsminister für Wirtschaft, Energie und Technologie sowie Tourismusminister Franz Josef Pschierer verdeutlichte in einer Videobotschaft die Bedeutung des Gastgewerbes für den Erfolg Bayerns und prognostizierte ein erneutes Tourismusrekordjahr 2018.
Der anhaltende Erfolg sei nur durch die hohen und zeitgemäßen Qualitätsstandards der bayerischen Gastgeber zu erklären. Pschierer: „Die Einrichtung einer eigenständigen und starken Tourismusabteilung im Wirtschaftsministerium war mir eine Herzensangelegenheit. Wir wollen explizit die kleinen und mittelständisch geprägten Familienunternehmen unterstützen. Hierfür wird die jährliche Tourismusförderung von 64 auf mehr als 100 Millionen Euro angehoben.“
Angela Inselkammer, Präsidentin des DEHOGA Bayern, stimmte Pschierer in Bezug auf die bedeutende Wirtschaftskraft des Tourismus in Bayern zu und hob hervor, dass das Gastgewerbe erstmalig in der Regierungserklärung eines bayerischen Ministerpräsidenten erwähnt wurde. Die neue Regierungskonstellation stimme sie zuversichtlich. Sie sei sich sicher, so Inselkammer, dass auch die neugewählte Staatsregierung die Wichtigkeit des Tourismussektors anerkennen werde. Ferner ging sie in ihrer Rede auf die Systemrelevanz von Hotellerie und Gastronomie für Bayern ein. In der Branche, die der Hauptleistungsträger der Leitökonomie Tourismus sei, arbeite mittlerweile jeder 20. Erwerbstätige und nahezu jeder zehnte Auszubildende des Freistaats.
Insgesamt seien dies mehr als 400.000 Erwerbstätige und 10.000 Auszubildende in 40.000 Betrieben, die dem Gastgewerbe eine zentrale Bedeutung als Arbeits- und Wirtschaftsfaktor geben. Inselkammer unterstrich: „Die Bedeutung unserer Branche wächst von Jahr zu Jahr, Hotellerie und Gastronomie sind mittlerweile die regionalen Wirtschaftsmotoren. Sie sind Garanten einer positiven ländlichen Entwicklung.“ Sie bezeichnete das Gastgewerbe als „die Visitenkarte Bayerns“ und war voller Zuversicht, dass die einzigartige Wirtshauskultur Bayerns bewahrt werden könne, wenn alle Akteure der Branche gemeinsam handeln.
Ihre politischen Forderungen sind ein flexibleres Arbeitszeitgesetz, faire Wettbewerbsbedingungen durch gleiche Steuern für Essen und eine Umgebung, die mehr Raum für selbstverantwortliches Handeln zulässt. Würde dies nicht umgesetzt, sähe sie einen Strukturwandel als Folge, von dem kleine Betriebe, der ländliche Raum und die bayerischen Bürgerinnen und Bürger negativ betroffen sein würden.
In seinem Grußwort ging Dr. Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des DEHOGA Bayern, auf die Erfolge des Verbands im vergangenen Jahr ein. So wurde eine Bundesratsinitiative zur Senkung der Sachwertbezüge für Auszubildende auf den Weg gebracht, der Praxischeck vor dem Erlass neuer Vorschriften und Gesetze in Bayern eingeführt und jüngst die Abschaffung der analogen Meldescheine auf den Weg durch die gesetzgeberischen Instanzen gebracht. „Es kann nicht sein, dass man heutzutage Fliegen kann, ohne seinen Personalausweis vorzeigen zu müssen, aber man in der digitalisiertesten Branche Deutschlands noch per Hand den Meldeschein unterzeichnen muss. Das ist absolut nicht zeitgemäß.“
Im Anschluss moderierte Marianne Sperb, Leiterin der Kulturredaktion der Mittelbayerischen Zeitung, eine hochkarätig besetzte Expertenrunde zum Thema „Das Gastgewerbe als Hauptleistungsträger und Schlüsselökonomie des Tourismus“. Mit auf dem Podium: Manfred Pinzger, Präsident des HGV Hoteliers- und Gastwirteverbandes Südtirol, Casimir Platzer, Präsident der GastroSuisse, Mario Pulker, Obmann des Fachverbandes Gastronomie der Wirtschaftskammer Österreich sowie Guido Zöllick, Präsident des DEHOGA Bundesverbands.
Während der Podiumsdiskussion erläuterten die Teilnehmer, wie die jeweiligen Regierungen den Tourismus in ihrem Land fördern. Pulker begrüßte den Entschluss der neuen ÖVP/FPÖ-Regierung, ab November die Mehrwertsteuer wieder von 13 auf zehn Prozent zu senken. Weitere Senkungen sollen ab 2020 folgen. In der Schweiz hingegen kämpft man mit Preisproblemen, auch aufgrund des Mehrwertsteuersatzes. „Die Löhne für qualifizierte Mitarbeiter und die Einkaufskosten fressen im Schnitt 75 bis 80 Prozent des Umsatzes auf“, so Platzer und weiter: „Unsere Volksinitiative zur Senkung der Mehrwertsteuer ist 2014 gescheitert. Dennoch sind wir überzeugt: Wenn es euch in Bayern gelingt, schaffen wir es vielleicht auch.“ Südtirol steht derzeit vor dem wachsenden Problem des Overtourism, steuert diesem aber durch die Verlagerung fast aller Kompetenzen von Rom nach Bozen entgegen. „Auch wenn wir auf dem richtigen Weg sind, sind wir von dem was wir wollen noch weit entfernt: Gastgeber sein“, so Pinzger. Im Laufe der Diskussion kristallisierte sich eine gemeinsame Herausforderung aller Länder heraus: Die Fachkräftegewinnung. „Wir müssen qualifizierte Fachkräfte auch aus Drittstaaten zu uns holen dürfen und deren Ausbildung auch anerkennen“, resümierte Zöllick abschließend.
Als finalen Programmpunkt hielt Moritz Freiherr Knigge einen interessanten Vortrag über die Wertschätzung unter Menschen. Dabei ging er insbesondere auf den erfolgreichen Umgang mit Mitarbeitern und Gästen im Gastgewerbe ein. Der 2. Bayerische Gastgebertag in Regensburg wurde von einer Fachausstellung rund um das Thema Gastgewerbe und spannenden Vorträgen umrahmt.