Gehört das bayerische Wirtshaus jetzt auch schon ins Museum? Bereits seit Ende der 1960er-Jahre werden die klassischen Schankwirtschaften immer weniger. In letzter Zeit verschärft sich die Entwicklung dramatisch – nicht erst durch die Corona-Pandemie. Manchem Stadtquartier, vor allem aber immer mehr Dorfgemeinschaften fehlt ein Treffpunkt.
Die Ausstellung „Wirtshaussterben? Wirtshausleben!“, die vom 30. April bis 11. Dezember im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg gezeigt wird, geht der Frage nach, wie es zum „Wirtshaussterben“ kam: Genannt seien das veränderte Freizeitverhalten der Menschen – Stichwort Feierabendbier vor dem Fernseher –, die Konkurrenz durch Vereinsheime und Imbissketten, immer mehr Vorschriften, fehlendes Fachpersonal, aber auch die mangelnde Anpassungsfähigkeit vieler Wirte. Der Lage entsprechend kreist die Schau um ein Kunstwerk in der Saalmitte: eine „Explosion“ des bayerischen Wirtshauses mit Lichteffekten und über 400 schwebenden Objekten aus Gaststube und Küche.
GEMÜTLICHKEIT, WIRTSHAUSLEUT‘ UND DIE HAUPTSACHEN
Das Haus der Bayerischen Geschichte verfolgt den Aufstieg der bayerischen Wirtshauskultur zu Weltruhm und zeigt Lösungen für die Krise auf. Namhafte Architekten prägten im 19. Jahrhundert die bayerische Wirtshausgemütlichkeit: Aus bewährten Elementen schufen sie den „Heimatstil“ mit seinen Holzvertäfelungen, Kachelöfen und Herrgottswinkeln. Bierkeller und -gärten, später riesige „Bierpaläste“, am bekanntesten das Münchner Hofbräuhaus, und große Festzelte erfreuten sich wachsender Beliebtheit. Bayerische Brauer vermarkteten diese Erlebnisgastronomie auf den Weltausstellungen. Ein globales Massenpublikum lernte sie lieben. In der Bayernausstellung begegnen die Besucher legendären Wirten und Kellnern, sie lernen bayerische Spezialitäten von Allgäuer Bergkäs bis Zwetschgenbaames neu kennen und schließen sich geselligen Runden bei Musik und Tanz, Kartenspiel, Kegeln und Flippern an. Am Stammtisch wird es aber auch oft politisch: Nicht jeden, den die Ausstellungsgäste hier treffen, werden sie mögen.
LUST AUF MEHR WIRTSHAUSLEBEN
Heute finden viele Wirte ihr ganz eigenes Erfolgsrezept. Mit regionaler und saisonaler Küche, selbst gebrautem Bier oder sogar einer angeschlossenen Mode-Boutique. All das macht Lust auf mehr Wirtshausleben. Ob die Erneuerung gelingt, liegt auch an den Gästen: Entscheiden sie sich für ein bayerisches Wirtshaus? In einer Fragestation müssen Sie sich festlegen.
Weitere Informationen zur Ausstellung und dem Haus der Bayerischen Geschichte finden Interessierte unter www.hdbg.de und www.hdbg.de/museum
ÖFFNUNGSZEITEN: Dienstag bis Sonntag: 9.00 bis 18.00 Uhr
Montag: geschlossen
Fällt ein Feiertag auf einen Montag, so ist das Museum geöffnet.
EINTRITTSPREISE:
Erwachsene: 7 Euro
Ermäßigt 5 Euro (z. B. Senioren, Gruppen ab 15 Personen)
Kinder und Jugendliche Eintritt frei (bis 18 Jahren sowie Schüler im Klassenverband und Studierende bis 30 Jahre)
Die Eintrittskarte berechtigt während der Laufzeit der Bayernausstellung „Wirthaussterben? Wirtshausleben!“ vom 30. April bis zum 11. Dezember 2022 am Tag des Erwerbs zum Besuch der Bayern- sowie der Dauerausstellung.