ie Schlacht ums kalte Buffet ist sprichwörtlich. Die ums warme nicht weniger heftig. Wenn es ums Essen geht, dann geht’s um die Wurst! Dann sind die Augen größer als der Mund. Dann werden Türme babylonischen Ausmaßes gebaut. Dann werden Speisen kombiniert, die in keinem Kochbuch stehe. Drei, zwei, eins, meins!
Aber wie sage ich meinen Königinnen und Königen freundlich und doch bestimmt, dass halbvolle Teller volle Mülltonnen bedeuten? Dass Essen in den Mund und nicht in den Abfall gehört?
Alles was mit Essen zu tun hat, ist ein heikles Thema. Fühlen wir uns doch unweigerlich an unsere Kindheit erinnert: Sitz gerade! Hände auf den Tisch! Mit vollem Mund spricht man nicht! Iss langsam! Maßregelungen, die wir nicht ausstehen können. Wir sind schon groß und essen, das tun wir jeden Tag. Wir wissen wie das geht . Nachhilfe – nein, danke!
Rund 18 Millionen Tonnen Lebensmittel wandern in Deutschland in den Müll. Das entspricht in etwa der Menge, die wir in den ersten vier Monaten jeden Jahres produzieren. Das ist unschön, keine Frage. Aber was hat das bitte mit mir zu tun?
Wir Menschen sind Weltmeister darin, das Notwendige zu erkennen, ohne das Mögliche zu tun. Glashaus, Steine, Splitter, Balken, Kehren und eigene Tür, Sie wissen schon. Wir Menschen sind Weltmeister darin, unseren Anteil am Großen Ganzen auf das kleinste Minimum zu reduzieren. Klar Wegwerfgesellschaft, klar Überfluss, aber soll ich mich jetzt teeren und federn lassen, weil mein halbes Früstücksbrötchen im Müll landet? Irgendwann ist ja auch mal gut.
„Das einzige was bei uns funktioniert“, sagte der Hotelier, in dessen Haus ich jüngst einen Vortrag zu meinem Leib-und-Magen- Thema Wertschätzung halten durfte, „ist Humor. Weil es ein befreiendes Gefühl ist, wenn man trotzdem lacht. Weil alle wissen, dass die Sonne nur denen scheint, die ihren Teller aufgegessen haben, ist auf allen unseren Tellern eine Sonne, die denen entgegen lacht, die ihren Teller nicht zu voll beladen hatten. Auch haben wir die Tellergröße in den vergangenen Jahren verkleinert – groß genug, dass sich die Gäste nicht veräppelt fühlen, klein genug, um Turmbauern den Spaß an der Freud zu nehmen.
Weil das Leben aber kein Ponyhof und auch bei uns nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, habe ich mit meinen Mitarbeitern beschlossen, unseren Gästen auch mal mit dem Zaunpfahl zu winken. Dann wird der Humor durchaus etwas deftiger: ‚Entschuldigen Sie, Sie haben Ihren vollen Teller vergessen, sollen wir ihn einpacken?‘
Für Menschen mit extra großen Augen und kleinem Mund, haben wir ein besonderes „Bonbon“: Einen mit großen Augen bemalten Teller, mit einem Durchmesser von 50 Zentimetern. Als Ultima Ratio. Den überreiche ich selten, aber gerne eigenhändig, wortlos. Wer den Knall dann nicht hört, dem hilft auch kein Humor. Aber ich lache dann trotzdem.“
Moritz Freiherr Knigge gibt bei Gastgeber Bayern Antworten für Gastgeber.
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